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Zölibat und Normalität. Vortrag von Pater Karl Wallner bei der Tagung "Zölibat" des Instituts RPP in Heiligenkreuz. Rund und glücklich fühlt sich der Mensch nur dann, wenn er rund und glücklich lebt …Mehr
Zölibat und Normalität.

Vortrag von Pater Karl Wallner bei der Tagung "Zölibat" des Instituts RPP in Heiligenkreuz.

Rund und glücklich fühlt sich der Mensch nur dann, wenn er rund und glücklich lebt. Zu dieser Ganzheit menschlichen Lebens gehört auch nach christlichem Verständnis die Erfüllung in einer ehelichen Gemeinschaft. Denn Gott, dem Schöpfer ist kein Produktionsfehler unterlaufen, als er den einen Menschen als Mann und Frau geschaffen hat. Die Mann-Frau-Zweiheit ist auf Mann-Frau-Einheit hin angelegt. Ebenso wenig ist aber Gott, dem Erlöser – es ist ein und derselbe Gott! – ein Systemfehler unterlaufen, als er die "Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen" in diese Welt brachte. Der einzige Grund, warum der Zölibat sinnvoll ist, ist Gott selbst: der menschgewordenen Gott, Jesus Christus, der genau so gelebt hat. Das relationale Defizit des Ehelosen (es ist eines!) im menschlichen Bereich ist nur dann "gesund", wenn es durch einen göttlichen Überfluß ergänzt und erfüllt wird. Der Zölibatäre muß daher sehr darauf achten, dass seine Beziehung zu Gott in diesem Überfluß steht. 'Die Gnade setzt die Natur voraus, erhebt sie und vollendet sie', heißt ein klassischer Lehrsatz der Gnadentheologie. Gerade in einer Welt, wo seine Lebensform nicht nur nicht geschätzt, sondern sogar beargwöhnt wird, ist der Ehelose gefordert, eine Ausgewogenheit zwischen Natur und Übernatur herzustellen. Ich möchte von meinen eigenen Erfahrungen erzählen, wie man heute als Eheloser 'normal' leben kann. An der Frage, ob wir es auch im 21. Jahrhundert schaffen, in der Nachfolge Christi so im Himmel zu wandeln (Phil 3,20), dass wir den Boden unter den Füßen nicht verlieren, entscheidet sich ja die Frage der Zukunft des Zölibates. Daran entscheidet sich auch, ob man als Eheloser skurril und unglücklich oder doch rund und glücklich wird.
bob dylan
„ .. auch der Besitz soll zur Freiheit werden. Das Ziel hat Paulus mit seinem oft angeführten Wort bezeichnet: dahin zu kommen, dass man besitze, ‚als besäße man nicht’ (1 Kor 7, 29-31). Da ist, sobald man sich nichts vormacht, sehr groß und schwer. Von der Bindung der Dinge unabhängig zu werden; wirklich frei von Begehren, Genusssucht, Angst, Neid, Geiz; was man hat, zu haben aus Gottes Hand zu …Mehr
„ .. auch der Besitz soll zur Freiheit werden. Das Ziel hat Paulus mit seinem oft angeführten Wort bezeichnet: dahin zu kommen, dass man besitze, ‚als besäße man nicht’ (1 Kor 7, 29-31). Da ist, sobald man sich nichts vormacht, sehr groß und schwer. Von der Bindung der Dinge unabhängig zu werden; wirklich frei von Begehren, Genusssucht, Angst, Neid, Geiz; was man hat, zu haben aus Gottes Hand zu gebrauchen, wie er will – das ist, klar heraus gesagt, unmöglich. Möglich wird es nur, von Gott her. Man sollte mit dem Pauluswort nicht umgehen, als ob es ein selbstverständlich zu erreichender höherer Grad von Sittlichkeit wäre. Es steht in der gleichen Sphäre menschlicher Unerreichbarkeit, wie das vom christlichen Armsein – wie alles das, was die Seligpreisungen rühmen. Ja, man muss die Frage umkehren:

Ist nur das Besitzen christlich gefährdet? Ganz gewiss nicht, sondern auch der Mangel.

Denn hier wird von der christlichen Armut gesprochen, die um des Reiches Gottes willen und aus der Freiheit des Herzens geübt wird, nicht einfach vom Nichtshaben. Bloßes Entbehren, bloße Einschränkung oder Ertötung der Bedürfnisse kann innerlich veröden. Es kann auch hochmütig machen; einen neuen, besonderen Pharisäismus erzeugen, dem man wünscht, er hätte sich lieber in Erwerb und Besitz gestellt und dort redlich seine Pflicht erfüllt. Ebenso wie es Menschen gibt, welche auf die Ehe verzichten, aber innerlich vertrocknen; hart und überheblich – ja vielleicht, wenn sie ihre Begierden nur unterdrücken, nicht in die Freiheit des echten Opfers heben, zu Heuchlern, zu Gewalttätern gegen sich und andere, zu Feinden des Lebens werden. Ihnen gilt das Wort des heiligen Paulus: ‚Besser heiraten als Glut leiden.’ (1 Kor 7,9). ... Lieber nicht zum Höheren gehören, als dieses auf das eigene Maß herunterzuziehen.“

romano guardini
Eva teilt das
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Fachtagung: Zölibat.
Fachtagung des Instituts 'RPP'
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16. Oktober in Heiligenkreuz