Tina 13
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Hl. Augustinus «Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit von mir» **«Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit von mir»** „Das Gesetz des Geistes und des Lebens …Mehr
Hl. Augustinus «Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit von mir»

**«Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit von mir»** „Das Gesetz des Geistes und des Lebens in Christus Jesus hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm 8,2).... Paulus sagt, dass das Gesetz des Mose gegeben wurde, um unsere Schwachheit aufzuzeigen, und nicht nur um sie aufzuzeigen, sondern um sie zu vergrößern und uns dadurch zu zwingen, einen Arzt aufzusuchen... : “wo jedoch die Sünde übermächtig wurde, ist die Gnade übergroß geworden“ (vgl. Röm 3,20, 5,20)... Warum hat dieses erste Gesetz, das doch vom Finger Gottes geschrieben worden ist (Ex 31,18), nicht diesen so überaus notwendigen Beistand der Gnade geschenkt? Weil es auf Steintafeln geschrieben worden war, und nicht auf Tafeln aus Fleisch und Blut, welche unsere Herzen sind (1 Kor 3,3)... Der Heilige Geist ist es, der nicht auf den Stein, sondern auf das Herz schreibt; „Das Gesetz vom Geist des Lebens“, das auf das Herz geschrieben wird und nicht auf den Stein, dieses Gesetz vom Geist des Lebens, das in Jesus dem Christus wohnt, in dem das Pascha in seiner tiefsten Wahrheit vollzogen worden ist (vgl. 2 Kor 5,7-8), hat euch vom Gesetz der Sünde und des Todes befreit. Wollt ihr einen Beweis für den eindeutigen und zweifelsfreien Unterschied, der das Alte Testament vom Neuen scheidet? ... So hört, was der Herr durch den Mund eines Propheten gesprochen hat ...: „Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz“ (Jer 31,33). Wenn also das Gesetz des lebendigen Gottes in dein Herz eingeschrieben ist, verursacht es keine Angst [wie auf dem Sinai], sondern verströmt in deiner Seele eine verborgene Süße.
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Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Erklärung zur Bergpredigt 3,11
Bete im Verborgenen
Jesus sagt: „Wenn du betest, geh in deine Kammer“. Welche Kammer kann gemeint sein, wenn nicht das eigene Herz? Darauf deutet der Psalm hin, in dem es heißt: „Was ihr in euren Herzen sprecht, bereut auf eurer Lagerstatt“ (vgl. Ps 4,5 (Vulg.)). Er sagt: „Schließ die Türe,…Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

Erklärung zur Bergpredigt 3,11

Bete im Verborgenen

Jesus sagt: „Wenn du betest, geh in deine Kammer“. Welche Kammer kann gemeint sein, wenn nicht das eigene Herz? Darauf deutet der Psalm hin, in dem es heißt: „Was ihr in euren Herzen sprecht, bereut auf eurer Lagerstatt“ (vgl. Ps 4,5 (Vulg.)). Er sagt: „Schließ die Türe, und bete zu deinem Vater im Verborgenen“. Hineingehen allein reicht nicht, wenn die Türe für Zudringliche offenbleibt: Belanglosigkeiten schleichen sich von außen ein und überfluten das Innere. Beiläufiges und Offenkundiges dringt durch die Türe herein in unsere Gedanken. Eine Menge Trugbilder überlagern unsere Sinne und stören unser Gebet. Die Türe muss also geschlossen werden, das heißt, wir müssen den Sinnen widerstehen, damit ein rein geistiges Gebet zum Vater aufsteigen kann, dass aus dem Herzensgrund kommt, wo wir im Stillen zum Vater beten. „Dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ […]

Der Herr will uns hier nicht nahelegen zu beten, sondern uns lehren, wie wir beten sollen. So wie er uns vorher nicht das Geben von Almosen nahegelegt hat, sondern die rechte Gesinnung beim Geben. Er fordert ein reines Herz, und das können wir nur durch eine einzige, einfache Ausrichtung erwirken: eine, die sich am ewigen Leben orientiert in Liebe zu der einen und reinen Weisheit.
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Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Vorträge über das Johannes-Evangelium, 104,3-105,4 (vgl. Bibliothek der Kirchenväter, München 1913-1914)
„Vater [...] verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht!“
Die Verherrlichung des Sohnes durch den Vater sehen einige darin, dass er ihn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat (Röm 8,32…Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

Vorträge über das Johannes-Evangelium, 104,3-105,4 (vgl. Bibliothek der Kirchenväter, München 1913-1914)

„Vater [...] verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht!“

Die Verherrlichung des Sohnes durch den Vater sehen einige darin, dass er ihn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat (Röm 8,32). Allein wenn man sagt, er sei durch das Leiden verherrlicht worden, um wieviel mehr durch die Auferstehung! Denn im Leiden tritt mehr seine Erniedrigung als seine Verherrlichung hervor […] Damit also der Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, durch die Auferstehung verklärt oder verherrlicht würde, ist er vorher durch das Leiden erniedrigt worden […] Dass der Sohn vom Vater hinsichtlich der Knechtsgestalt verherrlicht wurde, die der Vater von den Toten auferweckte und zu seiner Rechten setzte, bringt die Natur der Sache mit sich, und darüber ist auch kein Christ im Zweifel.

Aber weil der Herr nicht bloß sagte: „Vater, verherrliche Deinen Sohn“, sondern auch beifügte: „Damit Dein Sohn Dich verherrliche“, so fragt man mit Recht, wie der Sohn den Vater verherrlicht hat […] Allein in sich selbst kann die Klarheit des Vaters weder vermindert noch vermehrt werden, bei den Menschen aber war sie ohne Zweifel geringer, als Gott nur in Judäa bekannt war, seine Diener noch nicht vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang den Namen des Herrn priesen (Ps 113(112),1-3). Weil aber durch das Evangelium Christi bewirkt wurde, dass der Vater durch den Sohn den Völkern bekannt wurde, so hat in der Tat auch der Sohn den Vater verherrlicht.

Wenn aber der Sohn nur gestorben und nicht auferstanden wäre, so wäre er ohne Zweifel weder vom Vater verherrlicht worden, noch hätte er den Vater verherrlicht; nun aber vom Vater verherrlicht durch die Auferstehung, verherrlicht er durch die Verkündigung seiner Auferstehung den Vater. Dies lässt nämlich die Wortfolge deutlich hervortreten: „Verherrliche“, sagt er, „Deinen Sohn, damit Dein Sohn Dich verherrliche“, als würde er sagen: Erwecke mich, damit Du dem ganzen Erdkreis durch mich bekannt werdest. […] Gott wird hienieden verherrlicht, indem er durch die Verkündigung den Menschen bekannt wird und durch den Glauben der Glaubenden gepriesen wird.
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„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13)
Euer Glaube erkennt, was für ein Getreidekorn es ist, das auf die Erde gefallen ist und stirbt, noch bevor es reiche Frucht getragen hat; es wohnt in eurer Seele. Kein Christ zweifelt daran, dass Christus hier von sich selber …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13)

Euer Glaube erkennt, was für ein Getreidekorn es ist, das auf die Erde gefallen ist und stirbt, noch bevor es reiche Frucht getragen hat; es wohnt in eurer Seele. Kein Christ zweifelt daran, dass Christus hier von sich selber gesprochen hat […] Hört mir zu, ihr geheiligten Getreidekörner, die ihr hier anwesend seid, daran zweifle ich nicht im geringsten […], oder hört vielmehr durch mich dem ersten Getreidekorn zu, wenn es zu euch sagt: liebt euer Leben auf dieser Welt nicht; liebt es nicht, wenn ihr mich wirklich liebt, denn ihr werdet es retten, wenn ihr es nicht liebt […] „Wer sein Leben auf dieser Welt liebt, wird es verlieren“ (vgl. Joh 12,25).

Es ist das zu Erde gefallene Getreidekorn, das so spricht, es ist gestorben, damit es viel Frucht trägt. Beachtet seine Worte, weil es sagt, was es getan hat. Es lehrt uns und zeigt uns durch sein Beispiel den Weg. Christus hat tatsächlich keinen Anspruch auf sein Leben auf dieser Welt erhoben – er ist gekommen, um es zu verlieren, es an uns auszuliefern und es dann, wenn er es wolle, wieder an sich zu nehmen […]: „Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin“ (vgl. Joh 10,17-18).

Wie hat er dann, ausgestattet mit einer derartigen göttlichen Macht, sagen können: „Jetzt ist meine Seele erschüttert“? Wie ist dieser Gottmensch erschüttert, wenn er nicht das Abbild unserer Schwäche in sich trägt? Wenn er sagt: „Ich habe Macht, mein Leben hinzugeben und ich habe Macht es wieder zu nehmen“, erweist sich Christus als der, der er selber ist. Wenn er aber beim Nahen des Todes erschüttert ist, zeigt Christus sich als der, der in dir ist.

Predigt 305, zum Fest des hl. Laurentius
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Nun ziehen wir nach hinauf Jerusalem
Warum aber ist es nur von deinem Geiste gesagt? Warum ist es bloß von ihm gesagt, gleichsam als wenn er dort räumlich wäre, der doch nicht räumlich ist, der allein, wie es heißt, „dein Geschenk“ ist? In deinem Geschenke finden wir Ruhe, in ihm genießen wir dich. Unsere Ruhe ist unser …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

Nun ziehen wir nach hinauf Jerusalem

Warum aber ist es nur von deinem Geiste gesagt? Warum ist es bloß von ihm gesagt, gleichsam als wenn er dort räumlich wäre, der doch nicht räumlich ist, der allein, wie es heißt, „dein Geschenk“ ist? In deinem Geschenke finden wir Ruhe, in ihm genießen wir dich. Unsere Ruhe ist unser Platz. Dorthin erhebt uns die Liebe, und dein guter Geist „erhebt dorthin unsere Niedrigkeit von den Pforten des Todes“ (vgl. Ps 9,15). In deinem guten Willen ruht unser Friede.

Ein Körper strebt wegen seiner Schwere nach seinem Platze; die Schwere strebt nicht nur nach der Tiefe, sondern nach einem Ruhepunkte. Das Feuer strebt nach oben, nach unten der Stein. Ihre Schwere bestimmt ihre Bewegung und treibt sie nach ihrem Platze. Gießt man Öl unter Wasser, so erhebt es sich über das Wasser; gießt man Wasser über das Öl, so taucht es unter das Öl unter: ihre Schwere bestimmt ihre Bewegung und treibt sie nach ihrem Platze. Solange sie nicht in ihrer Ordnung sind, sind sie unruhig; erst wenn sie geordnet sind, ruhen sie.

Meine Triebkraft ist meine Liebe; von ihr lasse ich mich tragen, wohin immer es mich zieht. Deine Gabe entzündet uns und trägt uns zur Höhe hinauf; sie entflammt uns, und wir setzen uns in Bewegung. […] Dein Feuer, dein gutes Feuer, setzt uns in Glut, in Bewegung. Wir wandeln ja hinauf „zum Frieden Jerusalems“, „ich habe gejubelt mit denen, die mir gesagt haben: ‚Wir wollen gehen in das Haus des Herrn‘“ (vgl. Ps 121(122),1). Dort wird uns der gute Wille eine Wohnstätte verschaffen, so dass wir nichts anderes mehr begehren als dort zu bleiben in Ewigkeit.

Bekenntnisse, XIII, 9 (vgl. Bibliothek der Kirchenväter, München 1914)
Tina 13
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„Die Erde frohlocke [...] vor dem Herrn, wenn er kommt“ (Ps 96(95),11.13)
„Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. Jubeln sollen alle Bäume des Waldes“ (Ps 96(95),12). Bei seinem ersten Kommen haben alle Bäume des Waldes gejubelt. Und er wird wiederkommen „um die Erde zu richten“ (V. 13), und voller Jubel wird er die …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

„Die Erde frohlocke [...] vor dem Herrn, wenn er kommt“ (Ps 96(95),11.13)

„Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. Jubeln sollen alle Bäume des Waldes“ (Ps 96(95),12). Bei seinem ersten Kommen haben alle Bäume des Waldes gejubelt. Und er wird wiederkommen „um die Erde zu richten“ (V. 13), und voller Jubel wird er die antreffen, weil „er erschienen ist“, die an sein erstes Kommen geglaubt haben [...] „Er richtet den Erdkreis in Gerechtigkeit und die Völker nach seiner Wahrheit“ (vgl. Vers 13 (Vulg.)). Nur weil du selber ungerecht bist, soll dein Richter nicht gerecht sein? Nur weil du ein Lügner bist, soll die Wahrheit nicht wahrhaftig sein? Willst du indes einen barmherzigen Richter antreffen, dann sei barmherzig, bevor er kommt. Vergib, wenn man vor dir schuldig geworden ist; verteile großzügig, was du besitzt.

Und was willst du denn verteilen, was du nicht von ihm erhalten hast? Wenn du etwa etwas von deinem selbst erworbenen Besitz hergeben würdest, dann wäre dies großzügig. Nachdem du aber das verteilst, was du von ihm erhalten hast, ist es doch nur eine Rückgabe. „Und was hast du, das du nicht empfangen hättest?“ (1 Kor 4,7).

Über die Psalmen, Psalm 96(95)
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
„Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“
„[...] falsche Zeugen standen gegen mich auf und wüten!“ (Ps 27(26),12) [...] Der Psalmist wehrt sich gegen seine Gegner, die ihn verfolgen und bedrängen; er kann nicht mehr, er ist in großer Not, doch er bleibt standhaft …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

„Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“

„[...] falsche Zeugen standen gegen mich auf und wüten!“ (Ps 27(26),12) [...] Der Psalmist wehrt sich gegen seine Gegner, die ihn verfolgen und bedrängen; er kann nicht mehr, er ist in großer Not, doch er bleibt standhaft; er bleibt zuversichtlich, denn Gott stützt ihn, Gott hilft ihm, Gott leitet ihn, Gott zeigt ihm den Weg. Er ist gleichzeitig von großer Freude bewegt über das, was er staunend erkannt und besungen hat und ist doch von Kummer überwältigt über das, was er erleiden musste, doch am Ende atmet er auf und ruft laut: „Ich aber bin gewiss, zu schauen die Güte des HERRN im Land der Lebenden!“ Wie sanft ist doch die Güte des Herrn, wie unsterblich, unvergleichlich, ewig, unveränderlich! Und wann werde ich dich erblicken, o Güte meines Herrn? „Ich aber bin gewiss, zu schauen“, aber nicht hier auf Erden, sondern „im Land der Lebenden“. Der Herr wird mich aus dem Land der Sterblichen herausführen, er, der doch um meinetwillen dieses Land der Toten aufgesucht hat, um aus der Hand der Sterblichen zu sterben [...]

Lasst uns auch auf die Stimme unseres Herrn hören, der uns aus der Höhe herab belehrt und tröstet, hören wir auf die Stimme dessen, der unser Vater und Mutter zugleich ist (vgl. Vers 10). Denn er hat unser Klagen gehört, er hat unsere Seufzer bemerkt, er hat das Verlangen unseres Herzens erkannt. „Eines erbitten wir vom HERRN“ (vgl. Vers 4). Dank der Fürsprache Jesu Christi, hat er gnädig unser Flehen, unsere einzige Bitte erhört. Und wenn wir ans Ende unserer irdischen Pilgerschaft gelangen, und sollte der Weg auch sehr lang sein, wird er uns nicht das Versprochene verweigern. Er rät uns: „Hoffe auf den HERRN“. Der dieses Versprechen gab, ist allmächtig, ist wahrhaftig, und er ist treu. „Hoffe auf den HERRN, sei stark und fest sei dein Herz!“ (Vers 14). Lass dich also nicht verwirren.

2. Vortrag zum Psalm 26
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
„Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war“
Zwei große Städte sind es; die eine heißt Babylon, die andere Jerusalem. Der Name Babylon bedeutet soviel wie „Verwirrung“, Jerusalem bedeutet „Vision des Friedens“. Seht euch genau die große Stadt der Verwirrung an, um besser die Vision des Friedens …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

„Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war“

Zwei große Städte sind es; die eine heißt Babylon, die andere Jerusalem. Der Name Babylon bedeutet soviel wie „Verwirrung“, Jerusalem bedeutet „Vision des Friedens“. Seht euch genau die große Stadt der Verwirrung an, um besser die Vision des Friedens erkennen zu können; ertragt die erste, doch streckt euch aus nach der zweiten.

Was erlaubt uns, diese zwei großen Städte voneinander zu unterscheiden? Können wir schon jetzt die eine von der anderen trennen? Die eine ist mit der anderen vermischt seit dem Morgengrauen des Menschengeschlechts, und sie gehen ihren Weg dergestalt bis zum Ende der Zeiten. Jerusalem wurde geboren mit Abel, Babylon mit Kain [...] Die beiden gegenständlichen Städte wurden später gebaut, doch sie stellen symbolhaft die beiden ungegenständlichen Städte dar, deren Ursprünge bis zum Anfang der Zeiten zurückreichen und die hier unten bestehen bleiben sollen bis zu ihrem Ende. Der Herr wird sie dann trennen, wenn er die eine zu seiner Rechten und die andere zu seiner Linken aufrichten wird (vgl. Mt 25,33) [...]

Doch etwas gibt es, was schon jetzt die Bürger Jerusalems von den Bürgern Babylons unterscheidet: Es sind das zwei Arten der Liebe. Die Liebe zu Gott macht Jerusalem aus, die Liebe zur Welt Babylon. Fragt euch, wen ihr liebt, und ihr werdet wissen, von wo ihr stammt. Wenn ihr euch als Bürger Babylons wiederfindet, dann reißt aus eurem Leben die Begierde aus und pflanzt in euch die Liebe ein. Wenn ihr euch als Bürger Jerusalem wiederfindet, dann ertragt geduldig die Gefangenschaft und hofft auf eure Befreiung. Denn viele Bürger unserer heiligen Mutter Jerusalem (vgl. Gal 4,26) waren vorher Gefangene Babylons [...]

Wie aber kann in uns die Liebe zu unserer Heimat Jerusalem erwachen, deren Erinnerung durch die Länge der Verbannung verlorengegangen ist (vgl. Ps 137(136))? Der Vater selbst ist es, der uns von dort schreibt und in uns durch seine Briefe, nämlich die Heiligen Schriften, das Heimweh der Rückkehr brennen lässt.

Erörterungen über die Psalmen, Ps 65 (64)
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
„Herr, ich bin nicht würdig“
Bei der Verkündigung des Evangeliums haben wir gehört, wie Jesus unseren mit der Demut verbundenen Glauben lobt. Als er dem Hauptmann versprach, in sein Haus zu kommen und seinen Diener zu heilen, hat jener geantwortet: „Ich bin nicht würdig, dass du eintrittst unter mein Dach, aber sprich nur …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

„Herr, ich bin nicht würdig“

Bei der Verkündigung des Evangeliums haben wir gehört, wie Jesus unseren mit der Demut verbundenen Glauben lobt. Als er dem Hauptmann versprach, in sein Haus zu kommen und seinen Diener zu heilen, hat jener geantwortet: „Ich bin nicht würdig, dass du eintrittst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund sein“ (vgl. Mt 8,8). Indem er sagt, dass er unwürdig sei, erweist er sich als würdig – nicht nur würdig, dass Christus in sein Haus eintritt, sondern auch in sein Herz [...]

Denn es wäre für ihn kein großes Glück gewesen, wenn der Herr Jesus nur in sein Haus eingetreten wäre, nicht aber in sein Herz. Denn Christus, der Meister der Demut durch Wort und Beispiel, hat sich im Haus eines hochmütigen Pharisäers namens Simon zu Tisch gesetzt (vgl. Lk 7,36ff.). Doch obwohl er bei ihm zu Tisch saß, war er nicht in sein Herz gekommen. Denn dort „hat der Menschensohn keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann“ (vgl. Lk 9,58). Hier jedoch tritt er nicht in das Haus des Hauptmanns ein, doch er besitzt sein Herz [...]

Der Glaube also, der auch demütig ist, der ist es, den der Herr bei diesem Hauptmann lobt. Als jener sagt: „Ich bin nicht würdig, dass du eintritt unter mein Dach“, antwortet der Herr: „Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden“ [...] Der Herr war zum Volk Israel gekommen im Fleisch, um zuerst in diesem Volk sein verirrtes Schaf zu suchen (vgl. Lk 15,4) [...] Wir anderen jedoch können, da wir Menschen sind, nicht den Glauben der Menschen ermessen. Der bis auf den Grund des Herzens schaut, den niemand täuschen kann, der Zeugnis davon gebracht hat, was im Herzen dieses Menschen verborgen war, er schenkte ihm ein Wort, das Heilung brachte, nachdem er dessen demütiges Wort gehört hat.

62. Predigt
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
„Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren“ (2 Petr 1,18)
„Herr, es ist gut für uns, dass wir hier sind!“ Ermüdet vom Leben inmitten der Menge, hatte Petrus die Einsamkeit auf dem Berg entdeckt, in der seine Seele sich an Christus laben konnte. Warum diesen Ort verlassen …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

„Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren“ (2 Petr 1,18)

„Herr, es ist gut für uns, dass wir hier sind!“ Ermüdet vom Leben inmitten der Menge, hatte Petrus die Einsamkeit auf dem Berg entdeckt, in der seine Seele sich an Christus laben konnte. Warum diesen Ort verlassen, um den Ermüdungen und Mühen entgegenzugehen, wo er doch in einer heißen Liebe zu Gott entbrannt war und durch diesen Zustand sein Leben heiligte? Er wollte dieses Glück für sich selbst, so dass er hinzufügte: „Wenn Du willst, werde ich hier drei Zelte bauen, eines für dich, eines für Mose und eines für Elija“ (vgl. Mt 17,4) [...]

Petrus wünschte sich drei Zelte: die Antwort vom Himmel hat gezeigt, dass wir aber nur eines haben: das Wort Gottes ist Christus, das Wort Gottes ist im Gesetz, das Wort Gottes ist in den Propheten [...] Im Augenblick, als die Wolke sie alle einhüllte und gleichsam ein einziges Zelt über ihnen formte, kam eine Stimme heraus [...] Der, den die Stimme enthüllte, ist der, dessen sich das Gesetz und die Propheten rühmten: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören“. Denn ihr habt ihn gehört in den Propheten, ihr habt ihn gehört im Gesetz, und wo habt ihr ihn nicht gehört? Bei diesen Worten fielen die Jünger zu Boden [...]

Indem sie zu Boden fielen, symbolisieren die Apostel unseren Tod [...], doch indem er sie aufhebt, symbolisiert der Herr die Auferstehung. Doch zu was dient das Gesetz nach der Auferstehung? Zu was dient die Prophezeiung? Von da ab verschwindet Elija, und auch Mose verschwindet. Das, was bleibt, besteht darin: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“ (Joh 1,1). Das Wort bleibt dir, damit Gott alles in allem sei (vgl. 1 Kor 15,28) [...]

Steige hinunter, Petrus. Du hast dir gewünscht, dich auf dem Berg auszuruhen [...]; der Herr selbst aber sagt dir hier: „Steige hinunter, um dich abzumühen und in dieser Welt zu dienen, um verachtet und gekreuzigt zu werden in dieser Welt.“ Das Leben ist hinabgestiegen, um getötet zu werden, das Brot ist hinabgestiegen, um Hunger zu leiden, der Weg ist hinabgestiegen, um auf dem Weg zu ermüden, die Quelle ist hinabgestiegen, um Durst zu haben, und du, du weist es zurück, zu leiden? Suche nicht deinen Vorteil. Praktiziere die Liebe, verkünde die Wahrheit. Du wirst dadurch zur Unsterblichkeit gelangen, und mit ihr wirst du den Frieden finden.

78. Predigt, 2−6; PL 38, 490−493
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
„Herr, rette uns“
Oh mein Gott, mein Herz ist wie ein weites Meer, das ständig von Stürmen aufgewühlt ist: möge es doch in dir den Frieden und die Ruhe finden. Du hast den Winden und dem Meer geboten, sich zu beruhigen, und auf dein Wort hin wurden sie ruhig. Komm und beruhige die Unruhe meines Herzens, damit alles in mir …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

„Herr, rette uns“

Oh mein Gott, mein Herz ist wie ein weites Meer, das ständig von Stürmen aufgewühlt ist: möge es doch in dir den Frieden und die Ruhe finden. Du hast den Winden und dem Meer geboten, sich zu beruhigen, und auf dein Wort hin wurden sie ruhig. Komm und beruhige die Unruhe meines Herzens, damit alles in mir still und friedvoll ist, um dich besitzen zu können, mein einziges Gut, und um dich ohne Unruhe und Dunkelheit betrachten zu können, sanftes Licht meiner Augen. Oh mein Gott, meine Seele soll sich, befreit von den aufwühlenden Gedanken dieser Welt, „im Schatten deiner Flügel bergen“ (vgl. Ps 16(17),8). Sie soll bei dir einen Ort der Erquickung und des Friedens finden, damit sie voller Freude singen kann: „In dir kann ich nunmehr einschlafen und in Frieden in dir ruhen“ (vgl. Ps 4,9).

Möge sie sich doch ausruhen können, so bitte ich dich, mein Gott, möge sie sich ausruhen können von jedem Gedanken an alles, was unter dem Himmel ist, aufgeweckt einzig für dich, so wie geschrieben steht: „Ich schlafe, doch mein Herz wacht“ (Hld 5,2 (Vulg.)). Meine Seele kann nicht in Frieden und Sicherheit sein, mein Gott, wenn sie nicht unter den Fittichen deines Schutzes geborgen ist (Ps 90(91),4). Ewig also möge sie in dir bleiben und von deinem Feuer umarmt werden. Über sich selbst emporgestiegen, soll sie dich betrachten und dein Lob singen voller Freude. Inmitten der Verwirrung, die mich umtreibt, sollen deine Gnadengaben meine süße Tröstung sein, bis ich zu dir kommen werde, oh du wahrhafter Friede.

Betrachtungen, Kap. 37
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Zwei Apostel, zwei Leben, eine Kirche
Die Kirche kennt zwei Leben, die von Gott gelobt und gutgeheißen werden. Das eine ist jenes im Glauben, das andere jenes der himmlischen Schau – jenes während der irdischen Pilgerschaft, dieses in der ewigen Wohnung; jenes in der Arbeit, dieses in der Ruhe; jenes auf dem Weg, dieses …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

Zwei Apostel, zwei Leben, eine Kirche

Die Kirche kennt zwei Leben, die von Gott gelobt und gutgeheißen werden. Das eine ist jenes im Glauben, das andere jenes der himmlischen Schau – jenes während der irdischen Pilgerschaft, dieses in der ewigen Wohnung; jenes in der Arbeit, dieses in der Ruhe; jenes auf dem Weg, dieses schon im Vaterland; jenes in der Mühe der Tat, dieses in der Belohnung der himmlischen Schau [...] Das erste Leben wird symbolisiert durch den Apostel Petrus, das zweite durch Johannes [...] Und nicht nur sie sind es, sondern die ganze Kirche, die Braut Christi, die dieses lebt, und die befreit werden soll von den irdischen Prüfungen, um in der ewigen Seligkeit zu wohnen.

Petrus und Johannes haben jeder auf seine Weise eines dieser zwei Leben in der Zeit und im Glauben symbolisiert. Zusammen erfreuen sie sich des zweiten Lebens in der Ewigkeit und in der himmlischen Schau. Es gilt also allen Heiligen, die dem Leib Christi verbunden sind. Und damit sie durch die Stürme dieses Lebens geleitet werden können, hat Petrus, der Erste der Apostel, die Schlüssel des Himmelreichs bekommen, mit der Vollmacht, Sünden zu vergeben oder die Vergebung zu verweigern (vgl. Mt 16,19). Zum Nutzen aller Heiligen war es auch, um ihnen Einlass in die Tiefen seines innersten Lebens zu gewähren, die von Frieden erfüllt sind, dass Christus Johannes an seiner Brust ruhen ließ (Joh 13,23.25). Denn die Vollmacht, Sünden zu vergeben und die Vergebung zu verweigern, liegt nicht allein bei Petrus, sondern bei der ganzen Kirche. Und Johannes hat nicht alleine von der Quelle an der Brust des Herrn getrunken, des Wortes, das von Anfang an Gott ist und bei Gott ist (Joh 7,38; 1,1), vielmehr hat der Herr selbst dieses Evangelium auf dem ganzen Erdkreise ausgebreitet, damit es all die Seinen, jeder nach seiner besonderen Fassungskraft, trinken.

Predigten über das Johannesevangelium, N° 124
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Scheidet das Gute vom Bösen, die Gerechtigkeit von der Ungerechtigkeit
Der Herr Jesus nun sprach: „Habe ich nicht euch, die Zwölf, erwählt? Und doch ist einer von euch ein Teufel“ (Joh 6,70). Also er hätte sagen sollen: Elf habe ich erwählt. Oder wird auch der Teufel erwählt und befindet sich auch der Teufel unter den …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

Scheidet das Gute vom Bösen, die Gerechtigkeit von der Ungerechtigkeit

Der Herr Jesus nun sprach: „Habe ich nicht euch, die Zwölf, erwählt? Und doch ist einer von euch ein Teufel“ (Joh 6,70). Also er hätte sagen sollen: Elf habe ich erwählt. Oder wird auch der Teufel erwählt und befindet sich auch der Teufel unter den Erwählten? [...] Sollen wir annehmen, dass der Erlöser, indem er den Judas erwählte, gegen seinen Willen, ohne dass er es wusste, durch ihn ein so großes und gutes Werk erfüllt wissen wollte? Das ist Gott zu eigen [...]: Die schlechten und bösen Werke dem Guten dienstbar zu machen [...] Der Böse macht alle guten Werke Gottes dem Bösen dienstbar, der gute Mensch jedoch macht die Missetaten der Bösen dem Guten dienstbar. Und wer ist so gut wie der einzige Gott? Der Herr sagt selbst: „Niemand ist gut außer Gott, dem Einen“ (Mk 10,18) [...]

Wer ist schlechter als Judas? Aus den Jüngern des Meisters, aus den Zwölfen, ist er es, der ausgewählt wurde, um die Kasse zu verwalten und sich um die Armen zu sorgen (vgl. Joh 13,19). Doch nach einer solch guten Tat ist er es, der auf Geld aus ist, um den auszuliefern, der das Leben ist (Mt 26,15); er hat den als Feind verfolgt, dem er als Jünger gefolgt war [...] Doch der Herr hat ein so großes Verbrechen zum Guten gewendet. Er hat es auf sich genommen, verraten zu werden, um uns loszukaufen: und so wurde das Verbrechen des Judas zum Guten gewendet.

Wie viele Märtyrer hat der Satan verfolgt? Doch hätte er es nicht getan, so würden wir heute nicht ihren Triumph feiern [...] Der Böse kann sich nicht der Güte Gottes entgegenstellen. Er kann sich wohl als Künstler der Bosheit ausgeben, doch der höchste Künstler würde die Existenz des Bösen nicht zulassen, wenn er sich seiner nicht bedienen könnte, um alles zum Guten zu wenden.

Predigten über das Johannesevangelium, Nr. 27, § 10
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Gerechtigkeit und Erbarmen
Die Pharisäer sprachen also untereinander: Er hat den Ruf, wahrhaftig und sanftmütig zu sein: also muss man sich in Sachen Gesetzestreue gegen ihn nach einer Falle umsehen. Bringen wir ihm eine im Ehebruch ergriffene Frau, sagen wir, was in Bezug auf sie im Gesetz vorgeschrieben ist [...] Was …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

Gerechtigkeit und Erbarmen

Die Pharisäer sprachen also untereinander: Er hat den Ruf, wahrhaftig und sanftmütig zu sein: also muss man sich in Sachen Gesetzestreue gegen ihn nach einer Falle umsehen. Bringen wir ihm eine im Ehebruch ergriffene Frau, sagen wir, was in Bezug auf sie im Gesetz vorgeschrieben ist [...] Was antwortete daraufhin der Herr Jesus? Was antwortete die Wahrheit? (Joh 14,6) Was antwortete die Weisheit? (1 Kor 1,24) Was antwortete die Gerechtigkeit, der eine Schlinge gelegt wurde? Er sagt nicht: „Sie soll nicht gesteinigt werden“, um nicht den Anschein zu geben, als spreche er gegen das Gesetz. Doch hütete er sich, zu sagen: „sie soll gesteinigt werden“; denn er kam nicht, um zu verderben, was er gefunden hatte, sondern um zu suchen, was verloren war (Lk 19,10). Was also antwortete er? Seht, wie seine Antwort voller Gerechtigkeit ist, voll von Sanftmut und Wahrheit! „Wer von euch ohne Sünde ist“, sagt er, „werfe als erster einen Stein auf sie.“

O Antwort der Weisheit! Wie hat er sie damit gezwungen, sich selbst zu erforschen! Denn ihre Gedanken richteten sich nach außen, sich selbst aber im eigenen Inneren erforschten sie nicht; die Ehebrecherin machten sie ausfindig, doch in sich selbst blickten sie nicht ... o ihr Pharisäer, o ihr Gesetzeslehrer, ihr habt den Gesetzeshütern zugehört, aber ihr habt nicht den verstanden, welcher der Urheber des ganzen Gesetzes ist! Was anderes zeigt er euch, indem er mit dem Finger auf die Erde schreibt? Mit dem Finger Gottes nämlich wurde das Gesetz geschrieben, doch wegen der Hartherzigen wurde es auf Stein geschrieben (Ex 31,18; 34,1); Jetzt aber schrieb der Herr auf die Erde, weil er nach der Frucht des Gesetzes suchte […] Jeder von euch betrachte sich selbst, er gehe in sich, er besteige den Richterstuhl seines Geistes, er stelle sich vor sein Gewissen … Jeder, der sich selbst untersucht, findet sich als Sünder vor. Ja, so ist es. Also: entweder lasst ihr diese Frau gehen oder empfangt mit ihr zusammen die Strafe des Gesetzes!

Das ist die Stimme der Gerechtigkeit: „Gestraft werde die Sünderin, aber nicht von den Sündern; erfüllt werde das Gesetz, aber nicht von den Übertretern des Gesetzes“ [...] Von dieser Gerechtigkeit wie von einer Lanze getroffen, blickten sie in ihr Inneres und fanden sich schuldig und sie gingen alle, einer nach dem andern, davon.

Vorträge über das Johannesevangelium, n°33, 4−6
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Traktat zum Johannesevangelium, Nr. 28
„Seine Stunde war noch nicht gekommen“
„Das Laubhüttenfest der Juden war nahe. Da sagten seine Brüder zu ihm: Geh von hier fort, und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du vollbringst [...] Jesus sagte zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht gekommen, für euch …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

Traktat zum Johannesevangelium, Nr. 28

„Seine Stunde war noch nicht gekommen“

„Das Laubhüttenfest der Juden war nahe. Da sagten seine Brüder zu ihm: Geh von hier fort, und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du vollbringst [...] Jesus sagte zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht gekommen, für euch aber ist immer die rechte Zeit“ (Joh 7,2−6) [...] Wenn also der Herr sagt: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen“, so antwortete er denen, die ihm einen Rat betreffs der Ehre gaben: Die Zeit meiner Ehre ist noch nicht gekommen. Sehet, wie tief das ist: zur Ehre ermuntern sie ihn, aber er wollte in Niedrigkeit der Höhe vorangehen und durch Niedrigkeit zur Höhe den Weg bahnen. Denn auch jene Jünger suchten sicherlich die Ehre, welche, der eine zu seiner Rechten, der andere zur Linken sitzen wollten (Mt 10,37); sie richteten ihr Augenmerk wohl auf das Ziel, aber nicht auf den Weg; der Herr rief sie, damit sie in geordneter Weise ins Vaterland kämen, auf den Weg zurück. Denn hoch liegt das Vaterland, niedrig ist der Weg dahin. Das Vaterland ist das Leben Christi, der Weg ist der Tod Christi; das Vaterland ist die bleibende Wohnung Christi, der Weg ist das Leiden Christi [...]

Machen wir uns nichts vor: die Zeit unserer Herrlichkeit ist noch nicht gekommen. Hören wir doch, was denen gesagt wird, die, wie die Brüder des Herrn, diese Welt lieben: „Für euch ist immer die rechte Zeit, unsere Zeit ist noch nicht gekommen.“ Haben auch wir den Mut, das zu sagen. Die wir hier der Leib unseres Herrn Jesus Christus, die wir hier seine Glieder sind, die wir ihn mit Freude als unseren Meister anerkennen, wiederholen wir diese Worte, denn für uns hat er sie in seiner Güte zuerst gesagt. Wenn diejenigen, die die Welt lieben, unseren Glauben verhöhnen, dann lasst uns ihnen sagen: „Für euch ist immer die rechte Zeit, die unsrige ist noch nicht gekommen.“ Der Apostel Paulus hat doch tatsächlich zu uns gesagt: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.“ Wann wird unsere Zeit kommen? „Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,3).

„Unser Leben ist mit Christus verborgen in Gott.“ Im Winter kann man durchaus sagen: dieser Baum ist abgestorben, z.B. ein Feigenbaum, ein Birnbaum oder jeder andere Obstbaum; während der ganzen Winterszeit scheint er ums Leben gebracht. Aber im Sommer tritt er den Beweis an und lässt uns entscheiden, ob er lebt. Unser Sommer ist das Offenbarwerden Christi.
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Die Genesis im wörtlichen Sinn, 4,11−13 [21−24]
„Mein Vater wirkt bis jetzt, und auch ich wirke“
Wir möchten erklären, inwiefern die zwei folgenden Textstellen gleichermaßen wahr sind: die Stelle aus der Genesis, wo es heißt, dass Gott am siebten Tag ruhte, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte, sowie die Stelle im …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

Die Genesis im wörtlichen Sinn, 4,11−13 [21−24]

„Mein Vater wirkt bis jetzt, und auch ich wirke“

Wir möchten erklären, inwiefern die zwei folgenden Textstellen gleichermaßen wahr sind: die Stelle aus der Genesis, wo es heißt, dass Gott am siebten Tag ruhte, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte, sowie die Stelle im Evangelium, wo der Herr, durch den alles geworden ist, sagt: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und auch ich wirke“ [...] Die Einhaltung des Sabbat war den Juden vorgeschrieben, um den geistigen Frieden vorabzubilden, den Gott den Glaubenden für die guten Werke versprach, einen Frieden, den Jesus Christus, der Herr, durch seine Grabesruhe bestätigt hat. Denn es war Sabbat, als er im Grab ruhte [...] nachdem er alle seine Werke vollbracht hatte [...]

Man denkt vielleicht, dass Gott sich nach der Schaffung der verschiedenen Kreaturen ausgeruht habe, weil er nachher keine neuen Arten mehr geschaffen hat. Aber selbst am siebten Tag hat er Himmel, Erde und alle anderen geschaffenen Wesen weiter regiert; sonst wäre ja alles ins Nichts zurückgefallen. Denn die Macht des Schöpfers, die Kraft des Allmächtigen ist der Grund für das Überleben alles Geschaffenen [...] Bei Gott ist es nämlich nicht so, wie bei einem Baumeister: das Haus ist fertig, er geht und [...] das Haus bleibt stehen. Ganz im Gegenteil, die Welt könnte nicht einen Augenblick fortbestehen, wenn Gott ihr seine Hilfe entzöge [...]

Das sagte der Apostel Paulus, als er kam, um den Athenern Gott zu verkünden: „[...] in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28) [...] Wir sind freilich nicht in Gott als ein Teil seiner eigenen Substanz, in dem Sinne, dass er, wie es heißt, „das Leben in sich hat“. Vielmehr können wir, da wir von anderer Art sind als er, nur in ihm sein, weil er folgendermaßen handelt: „Seine Weisheit entfaltet ihre Kraft von einem Ende zum andern und durchwaltet voll Güte das All“ (vgl. Weish 8,1).

Jetzt sehen wir die guten Werke Gottes (Gen 1,31); seinen Frieden werden wir erleben, wenn wir unsere guten Werke vollbracht haben.
Tina 13
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Er hat alles für dich gegeben
„Jesus also, ermüdet von der Reise, setzte sich so hin an den Brunnen. Es war um die sechste Stunde.“ Nun beginnen die Geheimnisse. Denn nicht umsonst wird Jesus müde; nicht umsonst wird die Kraft Gottes müde […] Deinetwegen ist Jesus ermüdet von der Reise. Wir finden die Kraft Jesus, wir …Mehr
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer

Er hat alles für dich gegeben

„Jesus also, ermüdet von der Reise, setzte sich so hin an den Brunnen. Es war um die sechste Stunde.“ Nun beginnen die Geheimnisse. Denn nicht umsonst wird Jesus müde; nicht umsonst wird die Kraft Gottes müde […] Deinetwegen ist Jesus ermüdet von der Reise. Wir finden die Kraft Jesus, wir finden den schwachen Jesus; den starken und den schwachen Jesus: den starken, denn „im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott“. Willst du sehen, wie stark dieser Sohn Gottes war? „Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ist nichts geworden“; und ohne Anstrengung ist es geworden. Was ist also stärker als der, durch den ohne Anstrengung alles geworden ist? Willst du den schwachen kennen lernen? „Das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt“ (Joh. 1,1.3.14).

Die Stärke Christi hat dich erschaffen, die Schwäche Christi hat dich neugeschaffen. Die Stärke Christi hat bewirkt, daß sei, was nicht war; die Schwäche Christi hat bewirkt, daß nicht verloren gehe, was war. Er hat uns erschaffen durch seine Stärke, uns gesucht durch seine Schwäche. Er nährt also, selbst schwach, die Schwachen, wie eine Henne ihre Jungen; denn dieser hat er sich ähnlich gemacht: „Wie oft wollte ich“, sagt er zu Jerusalem, „deine Kinder unter die Flügel versammeln, und du hast nicht gewollt“? (Matth. 23,37) […]

So also wird Jesus schwach, müde von der Reise. Seine Reise ist das Fleisch, das er für uns angenommen hat. Denn wie kann man bei dem von einer Reise reden, der überall ist, der nirgends abwesend ist? Er geht und kommt, aber er würde zu uns nicht kommen, wenn er nicht die Gestalt des sichtbaren Fleisches angenommen hätte. Weil er also zu uns zu kommen in der Weise sich würdigte, daß er durch Annahme des Fleisches in Knechtsgestalt erschien, so ist die Annahme des Fleisches seine Reise. Was heißt darum „müde von der Reise“ anderes als Ermüdung im Fleische? Jesus wird schwach im Fleische, aber werde du nicht schwach; in seiner Schwäche sollst du stark sein; denn was schwach ist an Gott, ist stärker als die Menschen (1 Kor 1,25).

Traktat über das Johannesevangelium, 15, 6−7 (Bibliothek der Kirchenväter, München 1913−1914)