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Vatikan verlangt von Katholiken Abgrenzung von Donum vitae

Bonn - Im Spannungsfeld zwischen dem Vatikan und der katholischen Kirche in Deutschland baut sich neuer Konfliktstoff auf: Der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, der amerikanische Kardinal William Levada, verlangt in Briefen an deutsche Bischöfe eine schärfere Abgrenzung von der Schwangerenhilfsorganisation Donum vitae ("Geschenk des Lebens"). Sie stelle entgegen der Weisung des verstorbe

Die Bischöfe, schreibt Kardinal Levada, sollten "klug und entschieden darauf hinwirken, dass die Gläubigen, vor allem die Vertreter kirchlicher Organisationen und Räte, nicht nur auf eine leitende Mitarbeit bei Donum vitae, sondern auf jegliche Form der Unterstützung verzichten". Damit gibt Levada, offensichtlich in Abstimmung mit Papst Benedikt XVI., klar zu erkennen, dass Rom mit der bisherigen Haltung des deutschen Episkopats gegenüber dem 1999 von katholischen Laien gegründeten Verein nicht zufrieden ist.

Die Deutsche Bischofskonferenz unter Vorsitz von Kardinal Karl Lehmann hatte am 20. Juni 2006 lediglich kirchlichen Angestellten die Mitarbeit bei Donum vitae untersagt und erklärt, es handele sich um eine Vereinigung außerhalb der katholischen Kirche. Zugleich wurde an Katholiken, die in kirchlichen Gremien mitarbeiten, die Bitte gerichtet, "zum Zwecke der größeren Klarheit des kirchlichen Zeugnisses auf eine leitende Mitarbeit in Donum vitae zu verzichten". Prompt meldeten sich Stimmen aus dem betont konservativen Lager des deutschen Katholizismus zu Wort, die den Bischöfen mangelnde Entschlossenheit im Umgang mit dem Verein vorwarfen; diese Kreise sind offenbar in Rom vorstellig geworden, mit Erfolg. Über die "Bitte" der Deutschen Bischofskonferenz geht der Chef der Glaubenskongregation nun hinaus. Kardinal Levada stellt in dem von der katholischen Zeitung "Tagespost" veröffentlichten Schreiben klar, dass die Entscheidung von Johannes Paul II., den aus seiner Sicht zweideutigen Beratungsschein nicht mehr auszustellen, für "alle Glieder der Kirche gilt". Durch seine "entgegengesetzte Haltung" verdunkele Donum vitae dagegen das Zeugnis der Kirche in der gewichtigen Frage des Lebensschutzes und unterhöhle die Einheit zwischen Bischöfen und Gläubigen. Die Bischöfe sollen nun nach dem Wunsch aus Rom "Überzeugungsarbeit" bei den Vertretern von kirchlichen Organisationen und bei den katholischen Politikern leisten, die Donum vitae unterstützen. Das Verlangen nach einem Verzicht auf "jegliche Form der Unterstützung" schließt ein, dass der Beratungsverein künftig auch keine Spenden von Katholiken mehr erhalten soll.

Kardinal Levada zielt mit seiner Forderung auch in Richtung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der Dachorganisation katholischer Laien. Vom ZdK war die Initiative zur Gründung von Donum vitae ausgegangen. Am 20. Juli 2006 hatten unter anderem der ehemalige ZdK-Generalsekretär Friedrich Kronenberg, Bundesbildungsministerin Annette Schavan, der frühere Ministerpräsident Bernhard Vogel und der frühere bayerische Kultusminister Hans Maier in einem "Zwischenruf" auf die Erklärung der Bischofskonferenz geantwortet. Sie forderten Respekt für ihre Mitarbeit bei Donum vitae ein und nahmen für sich in Anspruch, "im eigenen Namen als Staatsbürger, die von ihrem christlichen Gewissen geleitet werden", zu handeln. Katholische Christen, so die "Zwischenrufer", könnten mit ihrer Unterstützung des Vereins ihre christliche Sendung in der Kirche und in der Welt erfüllen.

Dieser These hat Kardinal Levada widersprochen. Donum vitae wird unter anderem von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und -Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) unterstützt. Der Verein verfügt über mehr als 180 Beratungsstellen. Sie wurden nach eigenen Angaben im Jahr 2005 von 36 000 Frauen aufgesucht. Würden Katholiken auf jegliche Form der Unterstützung verzichten, hätte dies erhebliche Auswirkungen auf die Stabilität der Organisation. Jeder Bischof muss nun für seinen Verantwortungsbereich entscheiden, welche Art "Überzeugungsarbeit" für ihn infrage kommt. Von der Bischofskonferenz war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

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