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Zweiter Weltkrieg Widerstand

Warum Stauffenberg ein deutscher Held ist

Claus Schenk Graf von Stauffenberg dachte elitär und war kein Demokrat. Aber im Gegensatz zu vielen Militärs seiner Generation erkannte er Hitler als Massenmörder und fand die Kraft zum Widerstand.
Leitender Redakteur Geschichte
„Sich dem erhabenen Kampf für das Volk opfern“: Claus Schenk Graf von Stauffenberg als junger Reichswehroffizier beim 17. Reiterregiment in Bamberg (1926) „Sich dem erhabenen Kampf für das Volk opfern“: Claus Schenk Graf von Stauffenberg als junger Reichswehroffizier beim 17. Reiterregiment in Bamberg (1926)
„Sich dem erhabenen Kampf für das Volk opfern“: Claus Schenk Graf von Stauffenberg als junger Reichswehroffizier beim 17. Reiterregiment in Bamberg (1926)
Quelle: Bundesarchiv

Widerstand oder Hochverrat – das ist oft eine Frage der Zeit. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1944, zwölf Stunden nach dem misslungenen Bombenanschlag im Führerhauptquartier, nannte Adolf Hitler in einer reichsweit ausgestrahlten Radioansprache die Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg "eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherischer, dummer Offiziere".

Stauffenberg wollte sich schon als Jugendlicher dem Vaterland opfern

In der Bundesrepublik dagegen erhoben Politiker und Publizisten, überlebende Freunde und Verwandte den gescheiterten Attentäter zum strahlenden Vorbild. Vielfach wurde sein nur knapp 37 Jahre währendes Leben so dargestellt, als habe er zwangsläufig zum Tyrannenmörder werden müssen.

Tatsächlich wuchs der am 15. November 1907 geborene dritte Sohn eines alteingesessenen schwäbischen Adelsgeschlechtes im Bewusstsein auf, etwas Besonderes zu sein. Allerdings fühlte er sich nicht besonders berechtigt, sondern besonders verpflichtet. In einem Aufsatz vom Januar 1923 über das Thema „Was willst Du werden?“ schrieb der 15-jährige Claus: „Des Vaterlandes und des Kampfes fürs Vaterland würdig zu werden und dann sich dem erhabenen Kampf für das Volk zu opfern.“

Elitäre Gesinnung ebnete den Weg in die NSDAP

Ein Demokrat allerdings war Claus von Stauffenberg nicht. Schon als Jugendlicher fühlte er sich im Gegenteil als Angehöriger einer Elite. So war es konsequent, dass er mit seinen Brüdern Alexander und Berthold den Weg in den Kreis um Stefan George fand. Der von Mythen begeisterte Dichter und seine Jünger empfingen die drei Stauffenbergs mit offenen Armen.

Das hatte mit ihrer Herkunft zu tun, mit ihrer angenommenen Verwandtschaft zu den mittelalterlichen Staufer-Königen, vor allem aber mit der außerordentlichen Wirkung von Berthold und Claus auf ihre Mitmenschen. Der George-Kreis hielt sich für die geistige Elite des künftigen Deutschlands, seine Mitglieder nannten sich selbst das „geheime Deutschland“.

Trotz seiner elitären Gesinnung war Stauffenberg keineswegs immun gegen die Versprechungen der Massenpartei NSDAP. Er hatte sich früh für ein Leben als Berufsoffizier entschieden, war 1926 in ein Kavallerieregiment eingetreten – und teilte wie praktisch alle Reichswehrangehörigen die Überzeugung, Deutschland müsse vom „Versailler Diktat“ befreit werden. 1933 zeigte er sich angetan von Hitlers wichtigstem innenpolitischen Ziel, der Abschaffung der Parteiendemokratie.

Im innersten Zirkel der Hitler-Gegner

Überzeugter Nationalsozialist wie so viele andere Offiziere seines Alters jedoch wurde Stauffenberg nie. Der Vernichtungskrieg, den die Wehrmacht im Auftrag Hitlers an der Ostfront führte, machte Stauffenberg zum strikten Gegner des Diktators. Spätestens Mitte 1942 erkannte er die verbrecherische Natur dieses Krieges. In diesen Wochen und Monaten begann Stauffenberg, sich über das Recht zum Widerstand Gedanken zu machen.

Als er erkannte, dass höheren Offizieren der Mut fehlte, Hitler zu beseitigen, entschied er: „Da die Generäle bisher nichts erreicht haben, müssen sich nun die Obersten einschalten.“ Am Ende hatte sich Claus von Stauffenberg nicht nur „eingeschaltet“; er war der Kopf des technischen Teils des Staatsstreichs geworden und gleichzeitig der Attentäter.

Nur er konnte von Berlin aus den Militärputsch in der Heimat mit Aussicht auf Erfolg leiten – und vom inneren Kreis der Hitler-Gegner hatte nur er Zugang zum Führerhauptquartier, um eine Bombe zu legen.

Stauffenberg: Ein wirklicher Held der deutschen Geschichte

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Oberst von Stauffenberg war keine einfache Figur. Er hat sich die Entscheidung zum aktiven Widerstand nicht leicht gemacht. Aber er sah, im Gegensatz zu den meisten Offizieren seiner Generation, seinen Irrtum von 1933 ein und zog daraus die Konsequenz bis hin zum Selbstopfer.

Er riskierte sogar das Leben seiner Familie, die er über alles liebte, weil er die Herrschaft des millionenfachen Mörders nicht mehr ertragen konnte. Das macht Claus Schenk Graf von Stauffenberg zu einem der wenigen wirklichen Helden der deutschen Geschichte.

Das letzte Telefonat von Günther Smend

Günther Smend war Teil der Verschwörung gegen Adolf Hitler, welche im Stauffenberg-Attentat endete. Er wurde zum Tode verurteilt. Sein Sohn Axel liest aus dem bewegenden Tagebuch seines Vaters.

Quelle: Die Welt

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