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Neuer CDU-Generalsekretär Tauber gerät wegen Haltung zu Abtreibung unter Druck

Der neue Generalsekretär der CDU, Peter Tauber, soll die CDU jünger und moderner machen. Doch seine Vergangenheit legt nahe, dass Tauber mit einem weitreichenden Abtreibungsverbot sympathisiert. Allein der Verdacht bringt die Partei in die Bredouille.
Neuer CDU-Generalsekretär Tauber: Offene Fragen zu brisantem Thema

Neuer CDU-Generalsekretär Tauber: Offene Fragen zu brisantem Thema

Foto: JOHANNES EISELE / AFP

Berlin - Dass alte Angelegenheiten plötzlich wieder brandaktuell werden können, haben schon viele Politiker erfahren. Der FDP-Mann Daniel Bahr etwa unterstützte als Jüngling die Legalisierung von Cannabis - und musste sich noch Jahre später, als er längst mit Anzug und Schlips im Gesundheitsministerium saß, dafür rechtfertigen.

Nun könnte auch der neue CDU-Generalsekretär Peter Tauber von einem heiklen Thema eingeholt werden. Und zwar eines, das sehr viel mehr gesellschaftspolitischen Sprengstoff birgt als ein Joint.

Seit Tagen kursiert in einigen Blogs und sozialen Netzwerken der Verdacht, Tauber befürworte ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen. Der 39-Jährige habe sich in der Vergangenheit "wiederholt" für eine Verschärfung des Abtreibungsparagrafen 218 eingesetzt, heißt es etwa auf der evangelischen Website "Idea"  .

Belegen lässt sich die Behauptung schwer. Man findet keine eindeutigen öffentlichen Beiträge oder Interviews von Tauber dazu. Womöglich aus gutem Grund: Die ethische Debatte um die Selbstbestimmung der Frau und die Rechte des ungeborenen Lebens ist höchst emotional besetzt.

Der Verdacht verselbständigt sich im Netz

Doch allein die Gerüchteküche bringt die CDU in die Bredouille. Jeder, der mehr über den neuen Generalsekretär erfahren will, landet auf dessen Wikipedia-Seite . Hier taucht Taubers mögliche Haltung zum Abtreibungsverbot seit kurzem prominent unter "Politische Positionen" auf. Das Gerücht verselbständigt sich im Netz.

Ein Abtreibungsgegner als Angela Merkels General? Das passt nicht zum propagierten Selbstbild als moderne, weltoffene und sich verjüngende Volkspartei.

Die Vermutung, Tauber kämpfe gegen Schwangerschaftsabbrüche, bezieht sich auf seine Zeit als Landeschef der Jungen Union in Hessen. Von 2003 bis 2009 führte er den Verband. Im Jahr 2006 sprach sich das zweitgrößte Gremium, der Landesausschuss, per Beschluss für ein weitreichendes Abtreibungsverbot aus. Die Gruppe verlangte, dass Abtreibungen nur noch nach einer Vergewaltigung oder bei einer dauerhaften Gefährdung der Gesundheit straffrei sein sollten.

Es ist nicht zweifelsfrei nachvollziehbar, welche Position Tauber zu diesem Zeitpunkt vertrat. Seine Stimme war eine von Dutzenden Mitgliedern. Als Vorsitzender eines JU-Verbands ist man zudem weitgehend an die Mehrheitsmeinung gebunden, auch wenn man privat möglicherweise eine andere Haltung vertritt.

Fest steht aber auch: Tauber distanzierte sich nicht von dem umstrittenen Beschluss, sondern er kommentierte ihn durchaus wohlwollend. Er wolle, dass das Thema Abtreibung "auch in den Parlamenten aus der Tabu-Ecke" geholt werde, wurde Tauber damals von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zitiert.

Wie steht er heute dazu?

Nun feiern katholische Websites Tauber als CDU-Mann, der auf ihrer Seite steht. Das Gegenteil ist bei feministischen Portalen der Fall. Das "Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung" empört sich: "Mit seinen Vorstellungen steht der 39-Jährige bei Fragen zum Thema der sexuellen Selbstbestimmung offenbar am rechtskonservativen, fundamentalistisch-religiösen Rand der Gesellschaft."

Tauber ist dafür bekannt, sich am christlichen Menschenbild zu orientieren. In einem Gastbeitrag gegen die umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID)  schrieb er 2011: "Besonders der christliche und jüdische Einfluss auf unsere Gesellschaft hat dazu geführt, dass ein Bewusstsein entstanden ist, dass nur Gott über das Leben verfügen darf und nicht die Menschen. Dies hat sich nach unserer Ansicht bis heute nicht verändert und darf es auch nicht", heißt es darin.

Das macht ihn nicht automatisch zu einem radikalen Abtreibungsgegner. Der Beschluss der JU in seiner Zeit als Vorsitzender wirft aber die Frage auf: Wie steht der Generalsekretär der CDU heute dazu?

"Die CDU hat eine klare Haltung zum Schutz des menschlichen Lebens. Wir sehen keinen Änderungsbedarf an der aktuellen Rechtslage", heißt es aus der Parteizentrale. Und: "Diese Haltung teilt unser Generalsekretär völlig." Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen straffrei .

Vor einigen Jahren machte die JU Hessen ihren Beschluss von 2006 wieder rückgängig. Doch Taubers aktuelle, persönliche Haltung bleibt weiter ein Rätsel. Der sonst im Internet äußerst kommunikative Politiker ist plötzlich erstaunlich still, wenn er auf Twitter auf das Thema Schwangerschaftsabbruch angesprochen wird. Auf öffentliche Nachfragen reagierte er bislang nicht.