Staatssekretär stellt neue Vatikandiplomatie vor

Der neue vatikanische Staatssekretär Pietro Parolin hat die Leitlinien der vatikanischen Diplomatie umrissen. Er wolle den Mensch mehr ins Zentrum stellen, Begegnung und gegenseitiger Respekt sollen gefördert werden.

Eine erste Antwort auf diese Frage skizzierte der neue Staatssekretär Pietro Parolin im Rahmen eines Interviews mit dem vatikanischen Fernsehen CTV. Demnach sei es sein Ziel, den von Papst Franziskus eingeläuteten „neuen Frühling der Kirche“ durch eine „menschliche Diplomatie“ zu unterstützen. „In ihrem Zentrum muss der Mensch stehen“. Dies gelte in besonderer Weise im Blick auf Arme, Außenseiter und jene Menschen, „die keine Stimme haben“. Das Prinzip der vatikanischen Diplomatie müsse daher „Liebe und Aufmerksamkeit für jeden Menschen auf dieser Welt“ sein.

Der designierte vatikanische Staatssekretär Pietro Parolin

Reuters/Jorge Silva

Vatikan Staatssekretär Pietro Parolin skizziert die neuen Richtlinien für die vatikanische Diplomatie: menschlich, respektvoll, dialogbereit

Begegnung und Respekt

Angesichts weltweit eskalierender Konflikte sei es die spezielle Aufgabe vatikanischer Diplomatie, „die Begegnung, den Dialog und den gegenseitigen Respekt zu fördern“, so die neue „Nummer zwei“ im Vatikan weiter. Ihm sei es diesbezüglich ein Anliegen, „dafür zu sorgen, dass Unterschiede politischer, kultureller oder religiöser Natur nicht Gründe für Kämpfe werden, sondern als gegenseitige Bereicherung begriffen werden.“

Als zentrales päpstliches Anliegen bezeichnete Parolin einen „missionarischen Umbruch der Kirche“. Diese „oberste Priorität“ des Papstes müsse auch das Handeln der Kurie und letztlich auch die Aktivitäten des von ihm geleiteten Staatssekretariats bestimmen, so Parolin. Keinen Zweifel hegt Parolin an der prinzipiellen Wertschätzung der vatikanischen Diplomatie auf internationaler Ebene: Der Papst werde international gehört und könne durchaus als „so etwas wie das moralische Gewissen der Menschheit“ bezeichnet werden.

Werte für Europa

Auch wenn Lateinamerika unter Franziskus stärker in den Fokus gerückt sind, so bedeute dies keineswegs eine Vernachlässigung des Kontinents Europa, so Parolin weiter. Europa sei „ein Bereich, der meiner Meinung nach Aufmerksamkeit verdient“. Besonders gelte dies für die „Schaffung eines ‚Haus Europa‘. Das scheint mir sehr wichtig und etwas, wozu die Kirche einen Beitrag leisten kann: damit dieses Haus auch Werte hat und nicht nur ein rein politisches oder rein wirtschaftliches Konstrukt ist. Damit wichtige Werte geteilt werden, die ja auch ein wenig den Geist des europäischen Grundgedankens inspiriert haben.“

KAP, religion.ORF.at

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