Am Donnerstag geht der emeritierte Papst ins Kloster: Benedikt XVI. zieht um

Vatikansprecher Lombardi zu BILD.de: Es wird ein Umzug auf „diskrete Art“

Von: Von ALBERT LINK (Rom)

„Der Herr ruft mich, auf den Berg zu steigen, um mich noch mehr dem Gebet und der Meditation zu widmen.“ (Papst Benedikt XVI. am 24. Februar 2013 bei seinem letzten öffentlichen Angelus-Gebet)

Jetzt ist es also so weit, jetzt beginnt für den emeritierten Papst Benedikt XVI. (86) der neue Lebensabschnitt in seinem selbst gewählten Altersruhesitz. Nur einen Steinwurf entfernt vom Petersdom, wo der Apostel Petrus begraben liegt.

BILD.de erfuhr: Am Donnerstag, exakt neun Wochen nach seinem Rückzug aus dem Amt, wird Benedikt XVI. die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo in den Albaner Bergen verlassen, wo er seit 28. Februar zurückgezogen lebt.

Auf „diskrete Art“, so sagte Vatikansprecher Federico Lombardi zu BILD.de, wird er in das umgebaute Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan ziehen. Benedikt XVI. hatte angekündigt, dort im Gebet leben zu wollen, „verborgen vor den Augen der Welt“.

► „Er freut sich sehr auf sein neues Zuhause“, sagt ein Eingeweihter zu BILD.de. Nicht nur, weil das kleine, von Papst Johannes Paul II. angeregte Mini-Kloster (450 Quadratmeter) für seine Bedürfnisse umgebaut wurde. Sondern weil Benedikt XVI. auch in die vertraute Umgebung des Vatikan zurückkehrt, wieder die Glocken des Petersdoms hört, in den Vatikanischen Gärten den Rosenkranz beten kann wie in den knapp acht Jahren, in denen er das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken war.

Sein Nachbar ist die Natur: Das Gebäude ist umgeben von Gemüsebeeten mit Paprika, Kohl und Zucchini. Zwischen Obstbäumen wachsen seltene Rosen. Die Früchte der Orangen- und Zitronenbäume kamen als Marmelade jahrelang auf den päpstlichen Frühstückstisch. Davor recken sich mächtige Pinien und Palmen in die Höhe.

Es heißt, dass noch immer einige halbwilde Katzen durch den Vatikan streunen. Wenn dem so ist, werden sie bald wissen, wo regelmäßig ein Futternapf für sie stehen wird. Die Katzenliebe des Joseph Ratzinger war schon zu seinen Zeiten als Kardinal legendär.

So sieht es im neuen Zuhause des Papstes aus

„Mater Ecclesiae“ (Mutter Kirche) war ein schlichtes Klausurkloster, das seit November 2012 leer steht. In dem dreistöckigen Gebäude, das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet wurde, gibt es in der oberen Etage zwölf karge Zellen. Sie sind spärlich eingerichtet, nur hölzerne Kruzifixe und religiöse Gemälde schmücken die Wände.

Im selben Stockwerk hatten die Schwestern noch ein Krankenzimmer, Büroräume und ein Gemeinschaftszimmer. Dieser Bereich wurde zur Papst-Wohnung umgebaut. Auch ein Gästezimmer für die Besuche von Bruder Georg Ratzinger (89) steht zur Verfügung.

In der Privatkapelle wird Benedikt, so lange es seine Kräfte zulassen, täglich eine Frühmesse feiern. Über dem Altar der Privatkapelle steht eine stets mit frischen Blumen geschmückte Muttergottes-Statue. Das Kreuz stammt vom sizilianischen Künstler Francesco Messina. Die Wände sind mit Ikonen geschmückt, durch bunte Glasfenster fällt etwas Licht herein.

Im Erdgeschoss des Hauses gibt es eine große Küche, einen Vorratsraum, einen Speisesaal sowie eine Bibliothek. Hier befinden sich Werke zur Ordensgeschichte, theologische Bücher und zeitgenössische Literatur. Die respektable Büchersammlung Benedikts zieht ebenfalls mit ins Kloster.

Wer Benedikt begleitet

Niemand, der ihn kennt, will ausschließen, dass der Professoren- und Bestseller-Papst weiter schreibt. Seine treue Sekretärin Birgit Wansing, die als Einzige die kraxeligen Bleistift-Notizen Benedikts mühelos entziffern kann, bleibt jedenfalls an seiner Seite.

Um den Haushalt sollen sich weiterhin die vier Laienschwestern kümmern, die stets zur „päpstlichen Familie“ zählten. Zudem wird sein treuer Privatsekretär Georg Gänswein in „Mater Ecclesiae“ einziehen. Gänswein, der als Präfekt des Päpstlichen Hauses Nachfolger Franziskus (76) mit der selben Zuverlässigkeit dient, dürfte froh sein, dass die ständige Pendelei zwischen Castel Gandolfo und Rom für ihn nun ein Ende findet.

Gekrönt ist die Papst-Wohnung von einer Dach-Terrasse, von der sich ein atemberaubender Blick über die Stadt Rom und auf die Kuppel des Petersdoms bietet. Das gilt freilich auch umgekehrt für die Kuppelbesucher mit ihren Teleobjektiven, so dass Benedikt die Terrasse wohl tagsüber meiden wird.

Zumal sich pünktlich zum 1. Mai der Sommer in Rom mit Temperaturen um 30 Grad zurückgemeldet hat. Benedikt XVI. flüchtet seit jeher vor der bisweilen unerträglichen Mittagshitze Roms. Niemand will ausschließen, dass er sich im Hochsommer deshalb noch einmal in kühlere Gefilde begeben wird, selbst in Bezug auf den Ort kursieren bereits Gerüchte.

Doch Benedikt, dessen Dienst an der Kirche nun im Verborgenen, im Privaten ausklingt, ist darüber keine Rechenschaft schuldig.

Er hat frei über seinen Rücktritt entschieden. Er war und ist ein freier Mensch. Es heißt, dass er sich in Castel Gandolfo wieder häufiger ans Klavier gesetzt hat.

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