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Prostitution für die Gotteskrieger: Die mysteriösen Sexsklavinnen an der Front des Syrien-Kriegs
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Wegen einer umstrittenen Koran-Auslegung prostituieren sich tunesische Frauen an der syrischen Front: Sie meinen, durch Sex mit den Al-Kaida-Kämpfern ins Paradies zu kommen. Doch gibt es diese Prostituierten im Namen Gottes wirklich? Von FOCUS-Korrespondent Manfred Weber, Paris

Der tunesische Anwalt Badi Koubakji war der erste, der das Tabu gebrochen hat. „Dieser Gotteskrieg durch Sex mit den Syrien-Kriegern führt unsere Mädchen geradewegs ins Verderben”, sagte er, “Ich habe an die Familien appelliert, ihre Mädchen nicht mehr Leuten zu überlassen, die sie im Namen des Heiligen Kriegs prostituieren.”

Seit Monaten greift das Phänomen in Tunesien um sich. Mädchen und Frauen ab 14 Jahren – aber auch jünger – lassen sich an die Front in Nord-Syrien einschleusen, um mittels Sex mit den Gotteskriegern „die Kampfkraft gegen den syrischen Diktator Assad zu stärken“, wie es in einer Internet-Anwerbung hieß.

Sexuell ausgehungerte Gotteskämpfer


“Jihad Al Nikah”, Sex-Dschihad, nennt das ein prominenter Prediger, der zur Kriegs-Prostitution aufrief: Sheik Mohamed al-Arifi bestreitet seine Fahtwa (eigentlich verbindlicher Glaubensspruch) via Internet-Video, zwar inzwischen. Doch zitiert wird er noch heute mit dem machiavellistischen Dogma, alles, was dem Heiligen Krieg nutzt, nutze Allah. Also auch Mädchen für die offensichtlich sexuell ausgehungerten Gotteskämpfer.

Da das nicht so ganz mit muslimischen Normen übereinstimmt, ein Trick: Die Mädchen heiraten die Freier und lassen sich Stunden später wieder scheiden. Rechtlich kein Problem für Extrem-Fundamentalisten. Dabei können die Männer an der Kampffront bis zu vier Frauen gleichzeitig “heiraten”.

Anwalt Badi Koubakji – ein 35-Jähriger mit Schwäche für amerikanische Serien wie „Die Simpsons“ oder „Friends“ – dreht sich der Magen, wenn er von dieser bigotten Moral hört (die vom durchschnittlichen Islam keinesfalls geteilt wird). Deshalb gründete er im April eine „Vereinigung für die Rettung von Tunesiern im Ausland“. „Es musste etwas getan werden“, sagt Koubakji. „Wir setzen uns für die Rückkehr der Frauen ein und dann – nicht einfach – die Resozialisierung.“

Regierung bestätigt Horizontal-Dschihad


So gut wie niemand hörte auf den engagierten Anwalt. Denn in einem autoritären Staat wie Tunesien ist es schwer, wasserdichte Belege zu finden. Zu den Gotteskämpfern traut sich kaum ein Journalist. Als jedoch der Innenminister Lofti Ben Jeddou schließlich am 19. September offiziell bestätigte, dass es diese Art von Sex-Tourismus gibt, hatte das einen paradoxen Effekt: Viele deutsche und französische Medien glaubten endlich ein Motiv für die “Gerüchte” gefunden zu haben: Der Innenminister wollte den fundamentalistischen Kämpfern schaden.

Existiert der “Heilige Krieg via Beischlaf” nun wirklich? Als relativ sicher gelten können zumindest folgende Opfer: Eine tunesische Menschenrechtsgruppe (“Netz für Recht, Freiheit und Würde”) hat am 1. Oktober bei der UNO einen Bericht eingereicht, der auf Augenzeugenberichten von 15 betroffenen Frauen und ärztlichen Attesten basiert. Das afrikanische Magazin “Jeune Afrique” zitiert zwei Opfer: Zina und Ines, die mit Aids zurückkamen.
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