Papst nimmt Rücktrittsgesuch Kardinal Meisners an

Papst Franziskus hat den Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner in den Ruhestand versetzt. Das teilte das Erzbistum Köln am Freitag mit. Der konservative Meisner gilt als der umstrittenste Kirchenmann Deutschlands.

Der Papst habe das Rücktrittsgesuch des 80-Jährigen angenommen, teilte das Erzbistum am Freitag mit. Nach einem Vierteljahrhundert ist Meisner nun mit sofortiger Wirkung nicht mehr Erzbischof von Köln, dem größten und reichsten deutschen Bistum. Den Ehrentitel Kardinal behält er dagegen. Meisner hatte den Papst aus Alters- und Gesundheitsgründen um seine Entlassung gebeten.

Meisner erklärte, er sei Franziskus „dankbar, dass er mir angesichts meines Alters die Last der Verantwortung für das Erzbistum Köln abgenommen hat“. So es seine Kräfte zulassen, wolle er auch künftig gerne seelsorgerisch dort für die Menschen sein, wo er gebraucht werde - „allerdings befreit von der bischöflichen Verantwortung“.

Erzbischof von Köln Joachim Meisner

APA/dpa/Oliver Berg

Meisners Aussagen sorgten während seiner Amtszeit nicht selten für Aufsehen

In einem Abschiedsbrief wandte sich Meisner am Freitag noch einmal an die Gläubigen: „Ich wollte Ihnen immer und überall die Freude an Gott bezeugen“, schrieb er. „Ich danke Ihnen herzlich für alle Stärkung (...) und bitte alle sehr um Vergebung, wenn Ihnen mein Dienst nicht Stärkung, sondern vielleicht auch Ärgernis war.“

Immer wieder verbale Entgleisungen

Der gebürtige Schlesier hatte während seiner Amtszeit immer wieder Aufsehen erregt und auch Empörung ausgelöst, wenn er Abtreibungen zum Beispiel mit dem Holocaust verglich und Kunst ohne religiösen Bezug als „entartet“ bezeichnete.

In Jänner sagte er in einer Ansprache vor Mitgliedern einer konservativen katholischen Bewegung: „Ich sage immer, eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien.“ Häufig bedauerte er später seine Wortwahl. Als Höhepunkt seiner Amtszeit sah Meisner die Ausrichtung des Weltjugendtages 2005 mit einem Besuch des damals frisch gekürten Papst Benedikt.

Zollitsch: „Mann der klaren Worte“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte Meisner als „Mann der klaren Worte“. Er habe die Lehre der Kirche „offensiv verkündet“. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und frühere rheinische Präses, Nikolaus Schneider, dankte Meisner im „Kölner Stadt-Anzeiger“ für „seine brüderliche Nähe“. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, erklärte, Meisner habe mit seinem starken Glauben Orientierung gegeben.

Auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte Meisner. Dieser sei „ohne Zweifel eine profilierte und außergewöhnliche Gestalt der katholischen Kirche in Deutschland“, erklärte Marx am Freitag in München. Meisners Wirken in Erfurt, Berlin, Köln und in der Weltkirche werde „deutliche Spuren hinterlassen“. Der Münchner Erzbischof dankte seinem scheidenden Kölner Amtsbruder vor allem für sein Zeugnis des Glaubens. Seine kraftvollen, bildreichen Predigten hätten immer wieder beeindruckt.

Liberalerer Nachfolger gewünscht

Viele Gläubige im Erzbistum wünschen sich einen liberalen Kirchenmann als Nachfolger. Erst vor einigen Monaten hatte eine Umfrage des Erzbistums ergeben, dass Meisners konservative Ansichten zu Ehe und Familie bei den Gläubigen überhaupt keinen Widerhall finden. Die Gläubigen sind demnach nahezu geschlossen gegenteiliger Ansicht, wenn es um Themen geht wie Scheidung, vorehelicher Sex, Verhütungsmittel oder homosexuelle Partnerschaften.

Das Bistum mit über zwei Millionen Katholiken wird nun zunächst vom dienstältesten Kölner Weihbischof Manfred Melzer geleitet. Innerhalb von acht Tagen wählt das Domkapitel einen Diözesanadministrator, der vorübergehend die Verwaltung des Erzbistums übernimmt. Anschließend beginnt das Domkapitel nach einem komplizierten Verfahren mit der Wahl eines neuen Erzbischofs. Eine Kölner Kircheninitiative, die von rund 1500 Unterzeichnern unterstützt wird, fordert seit längerem Mitbestimmungsrechte der Gläubigen bei der Wahl des neuen Erzbischofs.

Meisner will demnächst in eine Wohnung im Haus der Domkapitulare gegenüber dem Kölner Dom einziehen. Am 9. März steht er noch einmal im Mittelpunkt. Dann wird seine 25 Jahre dauernde Amtszeit als Erzbischof nachgefeiert. Diese Feier wird nun gleichzeitig sein Abschiedsfest werden.

religion.ORF.at/APA/dpa/AFP

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