Das Adoptionsrecht und die vergessenen Dritten

31. Juli 2013


Andreas Lombard, Autor und Verleger aus Berlin, erinnert in einem DeutschlandradioKommentar an die Schwierigkeiten, die sich aus einem Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft ergeben. Zunächst gelte: „Jedes Kind hat einen biologischen Vater und eine biologische Mutter. Jedes Kind, selbst wenn es im Labor gezeugt wird, hat eine zweigeschlechtliche Abstammungslinie, für die es sich früher oder später lebhaft interessieren wird.“ Neuerdings heiße es aber, so Lombard weiter, „zwei Männer oder zwei Frauen hätten ‚ein Kind bekommen‘. Kaum wurde die fehlende Zeugungsfähigkeit als unerheblich ausgeklammert, weil sie die Fiktion von Gleichheit störte, wurde eine ‚Elternschaft‘ der faulen Tricks ausgerufen und ein ‚Recht auf Kinder‘, das es sinnvollerweise nicht gibt“. Das Adoptionsrecht wird damit auf den Kopf gestellt, denn es „war bislang für Kinder da – und nicht ‚für‘ eine Gruppe von Erwachsenen, von der niemand genau weiß, ob sie keine Kinder zeugen kann oder will“.

In seinem Blog nimmt Lombard zudem die „vergessenen Dritten“ näher in den Blick, die sonst keine Rolle spielen: „Ein Kind hat einer der beiden Partner [in einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft, J.B.] zusammen mit einem ausgeschlossenen Dritten bekommen, nach dem in den Medien nicht gefragt wird, und zwar nicht einmal dann, wenn die Mutter der ausgeschlossene Dritte ist. Nicht alle gleichgeschlechtlichen Eltern enthalten dem Kind das zweite Elternteil vor, fast immer aber tun es die Medien, die das Problem durch Schweigen rücksichtslos weglügen.“

Im Hintergrund der Debatte steht die Gleichbehandlung des Ungleichen – ein offensichtlicher Verstoß gegen den Grundsatz der Gerechtigkeit, dass Gleiches gleich und Ungleiches ungleich zu behandeln ist. Lombard zitiert den Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa, für den die hinter einer Gleichbehandlung des Ungleichen stehende Absicht, alles als gleichwertig zu betrachten, ein „kolossales Vorurteil“ darstelle, das ironischerweise gerade daraus erwachse, dass man alle Vorurteile aus der Welt schaffen will. Andreas Lombard fasst zusammen: „Gleichwertigkeit gibt es nur bei geschlossenen Augen.“

Wie wahr.

(Josef Bordat)

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