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1958 machte sich Joseph Ratzinger scharfsichtig Gedanken zur Situation der Kirche.

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1958 machte sich Joseph Ratzinger scharfsichtig Gedanken zur Situation der Kirche in einer damals scheinbar noch zutiefst christlich geprägten Kultur: Das neue Heidentum wachse „im Herzen der Kirche selbst“ und drohe sie „von innen her auszuhöhlen".

Rom (kath.net/pl) „Das Erscheinungsbild der Kirche der Neuzeit ist wesentlich davon bestimmt, dass sie auf eine ganz neue Weise Kirche der Heiden geworden ist“, eine „Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden.“ Dies schrieb ein damals frisch habilitierter junger Priester namens Joseph Ratzinger (der jetzige Papst Benedikt XVI.) 1958 in einem Artikel über die Situation und die unmittelbare Zukunft der Kirche. Auf der Schwelle zur ersten eigenen Professur analysierte er Fragen nach der persönlichen Glaubensentscheidung in ihrer Tragweite für den Einzelnen, die Gesamtkirche und die ganze Welt. Heute, also 56 Jahre später, erweist sich seine Diagnose der tiefen Risse und Abgründe im damals scheinbar noch so tragfähigen Boden des Volkschristentums als richtig: „Dieses dem Namen nach christliche Europa ist seit rund vierhundert Jahren zur Geburtsstätte eines neuen Heidentums geworden, das im Herzen der Kirche selbst unaufhaltsam wächst und sie von innen her auszuhöhlen droht.“

kath.net dokumentiert den Vortrag „Die neuen Heiden und die Kirche“ von Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI., welcher zuerst in der Zeitschrift „Hochland“ (Oktober/1958) abgedruckt worden war:

Die neuen Heiden und die Kirche

Die notwendige Entweltlichung der Kirche im alten Europa stellt auch die Frage, was mit den neuen Heiden geschieht. Hat Gott für sie einen anderen Heilsweg vorgesehen? Von Joseph Ratzinger

Nach der Religionsstatistik ist das alte Europa noch immer ein fast vollständig christlicher Erdteil. Aber es gibt wohl kaum einen zweiten Fall, in dem jedermann so genau wie hier weiß, dass die Statistik täuscht: Dieses dem Namen nach christliche Europa ist seit rund vierhundert Jahren zur Geburtsstätte eines neuen Heidentums geworden, das im Herzen der Kirche selbst unaufhaltsam wächst und sie von innen her auszuhöhlen droht. Das Erscheinungsbild der Kirche der Neuzeit ist wesentlich davon bestimmt, dass sie auf eine ganz neue Weise Kirche der Heiden geworden ist und noch immer mehr wird: nicht wie einst, Kirche aus den Heiden, die zu Christen geworden sind, sondern Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden. Das Heidentum sitzt heute in der Kirche selbst, und gerade das ist das Kennzeichnende sowohl der Kirche unserer Tage wie auch des neuen Heidentums, dass es sich um ein Heidentum in der Kirche handelt und um eine Kirche, in deren Herzen das Heidentum lebt. Der Mensch von heute kann also als Normalfall den Unglauben seines Nachbarn voraussetzen.
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Als die Kirche entstand, ruhte sie auf der geistigen Entscheidung des Einzelnen zum Glauben, auf dem Akt der Bekehrung. Wenn man anfangs erhofft hatte, dass sich eine Gemeinschaft von Heiligen schon hier auf der Erde aus diesen Bekehrten erbauen werde, eine „Kirche ohne Fehl und Runzel“, so musste man sich unter schweren Kämpfen immer mehr zu der Erkenntnis durchringen, dass auch der Bekehrte, der Christ, ein Sünder bleibt und dass selbst die schwersten Vergehen in der christlichen Gemeinschaft möglich sein werden. Aber wenn der Christ demnach auch kein moralisch Vollendeter war und in diesem Sinn die Gemeinschaft der Heiligen immer unfertig blieb, gab es doch eine Grundgemeinsamkeit. Kirche war eine Gemeinschaft von Überzeugten, von Menschen, die eine bestimmte geistige Entscheidung auf sich genommen hatten und sich dadurch von all denen abhoben, die sich dieser Entscheidung verweigerten. Im Mittelalter bereits änderte sich dies dadurch, dass Kirche und Welt identisch wurden und so Christsein im Grunde keine eigene Entscheidung mehr war, sondern eine politisch-kulturelle Vorgegebenheit.

Drei Ebenen der Entweltlichung

Heute ist die äußere Deckung von Kirche und Welt geblieben; die Überzeugung jedoch, dass sich darin – in der ungewollten Zugehörigkeit zur Kirche – eine besondere göttliche Huld, eine jenseitige Heilswirklichkeit verbirgt, ist gefallen. Fast niemand glaubt so recht, dass an dieser sehr zufällig kulturpolitischen Vorgegebenheit „Kirche“ etwa das ewige Heil hängen kann. So ist es verständlich, dass heute vielfach sehr eindringlich die Frage gestellt wird, ob man nicht die Kirche wieder in eine Überzeugungsgemeinschaft verwandeln sollte, um ihr so ihren großen Ernst wieder zu geben. Das würde bedeuten, dass man auf die noch vorhandenen weltlichen Positionen rigoros verzichtet, um einen Scheinbesitz abzubauen, der sich mehr und mehr als gefährlich erweist, weil er der Wahrheit im Wege steht.

Es wird der Kirche auf die Dauer nicht erspart bleiben, Stück um Stück von dem Schein ihrer Deckung mit der Welt abbauen zu müssen und wieder das zu werden, was sie ist: Gemeinschaft der Glaubenden. Tatsächlich wird ihre missionarische Kraft durch solche äußere Verluste nur wachsen können: Nur wenn sie aufhört, eine billige Selbstverständlichkeit zu sein, nur wenn sie anfängt, sich selber wieder als das darzustellen, was sie ist, wird sie das Ohr der neuen Heiden mit ihrer Botschaft wieder zu erreichen vermögen, die sich bisher noch in der Illusion gefallen können, als wären sie gar keine Heiden.

Freilich wird ein solches Zurücknehmen äußerer Positionen auch einen Verlust von wertvollen Vorteilen bringen, die sich aus der heutigen Verflechtung der Kirche mit der Öffentlichkeit zweifellos ergeben. Es handelt sich dabei um einen Prozess, der mit oder ohne Zutun der Kirche vor sich gehen wird, auf den sie sich also einstellen muss. Alles in allem muss man bei diesem notwendigen Vorgang der Entweltlichung der Kirche drei Ebenen genau auseinander halten: die Ebene des Sakramentalen, die der Glaubensverkündigung und die des persönlich-menschlichen Verhältnisses zwischen Gläubigen und Ungläubigen.

Die Ebene des Sakramentalen, einst von der Arkan-Disziplin umgrenzt, ist die eigentliche innere Wesensebene der Kirche. Es muss wieder klar werden, dass Sakramente ohne Glauben sinnlos sind, und die Kirche wird hier allmählich und in aller Behutsamkeit auf einen Aktionsradius verzichten müssen, der letztlich eine Selbsttäuschung und eine Täuschung der Menschen einschließt.

Je mehr die Kirche hier die Selbstabgrenzung, die Unterscheidung des Christlichen, wenn nötig zur kleinen Herde hin, vollziehen wird, desto realistischer wird sie auf der zweiten Ebene, auf der der Glaubensverkündung, ihre Aufgabe erkennen können und müssen. Wenn das Sakrament die Stelle ist, wo die Kirche sich gegen die Nichtkirche abschließt und abschließen muss, dann ist das Wort die Art und Weise, mit der sie die offene Geste der Einladung zum Gottesmahl weiterführt.

Auf der Ebene der persönlichen Beziehungen schließlich wäre es ganz verkehrt, aus der Selbstbegrenzung der Kirche, die für den sakramentalen Bereich gefordert wurde, eine Abkapselung des gläubigen Christen gegenüber seinen nichtgläubigen Mitmenschen ableiten zu wollen. Natürlich soll unter den Gläubigen selber allmählich wieder etwas wie die Brüderlichkeit der Kommunikanten aufgebaut werden, die sich durch ihre gemeinsame Zugehörigkeit zum Gottestisch auch im privaten Leben miteinander verbunden fühlen und wissen, dass sie in Notsituationen aufeinander zählen können, eben wirklich eine Familiengemeinschaft sind. Aber das darf keine sektiererische Abschließung zur Folge haben, sondern der Christ soll gerade auch ein fröhlicher Mensch unter Menschen sein können, ein Mitmensch, wo er nicht Mitchrist sein kann.

Zusammenfassend können wir als Ergebnis dieses ersten Gedankenkreises festhalten: Die Kirche hat zunächst den Strukturwandel von der kleinen Herde zur Weltkirche durchgemacht; sie deckt sich seit dem Mittelalter im Abendland mit der Welt. Heute ist diese Deckung nur noch Schein, der das wahre Wesen der Kirche und der Welt verdeckt und die Kirche zum Teil an ihrer notwendigen missionarischen Aktivität hindert. So wird sich über kurz oder lang mit dem oder gegen den Willen der Kirche nach dem inneren Strukturwandel auch ein äußerer, zum pusillus grex, zur kleinen Herde vollziehen.

Ein zweiter Heilsweg?

Neben der damit skizzierten Strukturänderung der Kirche ist aber auch eine Bewusstseinsverschiebung beim Gläubigen zu bemerken, die sich aus dem Faktum des innerkirchlichen Heidentums ergeben hat. Dem Christen von heute ist es unausdenkbar geworden, dass das Christentum, genauerhin die katholische Kirche, der einzige Heilsweg sein soll; damit ist die Absolutheit der Kirche und damit auch der strenge Ernst ihres missionarischen Anspruchs, ja aller ihrer Forderungen von innen her fragwürdig geworden. Wir können nicht glauben, dass der Mensch neben uns, der ein prächtiger, hilfsbereiter und gütiger Mensch ist, in die Hölle wandern wird, weil er kein praktizierender Katholik ist. Die Vorstellung, dass alle „guten“ Menschen gerettet werden, ist heute für den normalen Christen ebenso selbstverständlich wie früher die Überzeugung vom Gegenteil.

Der Gläubige fragt sich ein wenig verwirrt: Warum können die draußen es so einfach haben, wenn es uns so schwer gemacht wird? Er kommt dahin, den Glauben als eine Last und nicht als Gnade zu empfinden. Auf jeden Fall bleibt ihm der Eindruck zurück, dass es letztlich zwei Heilswege gibt: den durch die bloße und sehr subjektiv zugemessene Moralität für die außerhalb der Kirche Stehenden und den kirchlichen. Er kann nicht das Empfinden haben, als hätte er den angenehmeren erwischt; auf jeden Fall ist seine Gläubigkeit durch die Aufrichtung eines Heilsweges neben der Kirche empfindlich belastet. Dass die missionarische Stoßkraft der Kirche unter dieser inneren Unsicherheit aufs empfindlichste leidet, ist klar.

Die Wenigen und die Vielen

Ich versuche als Antwort auf diese den Christen von heute wohl am meisten belastende Frage in ganz kurzen Andeutungen zu …
Carlus teilt das
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25. Papst Benedikt XVI.
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elisabethvonthüringen
Recht viel anders klingt em. Papst Benedikt XVI auch 2016 nicht; damals war ich sechs Jahre alt und unsere Kirchenwelt schien noch in Ordnung. Dem war aber lt. Ratzinger schon lange nicht mehr so. Und so wollte man mittels Konzil wieder zu einem "Tieferen Glaubensbewusst sein" zurück; das ist aber gründlich schiefgegangen. Der "Geist des Konzils" wehte alles durcheinander....