Messerangriff in Würzburg :
Abschied von Illusionen

Jasper von Altenbockum
Ein Kommentar von Jasper von Altenbockum
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Vor dem Kaufhaus in Würzburg, in dem drei Menschen ermordet wurden.
Nicht nur extremistische Inländer müssen durch ein breites politisches und gesellschaftliches Bündnis in ihre Schranken gewiesen werden, sondern auch „verrückte“ gewaltbereite Ausländer.

Was den Täter von Würzburg dazu getrieben hat, wahllos Menschen niederzustechen (oder gezielt Frauen), ist nicht nur eine Frage seines psychischen Zustands. Denn wer so etwas tut, ist auch ohne psychiatrische Vorgeschichte „verrückt“. Der Vergleich zum Massenmörder von Hanau drängt sich auf. Er war ein Fall für den Psychiater, was nicht heißt, den Rassismus zu relativieren, der in seiner Tat steckte.

So ist es auch in Würzburg. Vieles deutet darauf hin, dass wieder ein Fall von islamistischer Radikalisierung vorliegt, der einen ohnehin gewaltbereiten (und polizeibekannten) Mann zum Äußersten getrieben hat. Dass es sich um einen Migranten handelt, der 2015 nach Deutschland kam, passt leider auch in dieses Bild.

Bedürfnis nach Beruhigung

In der unmittelbaren Aufarbeitung eines Blutbads mit Migrationshintergrund fällt jedoch auf, dass es ein unterschwelliges Bedürfnis nach Beruhigung gibt, die darin besteht, den Täter für unzurechnungsfähig erklären zu können. Denn in der deutschen Gesellschaft scheint immer dann etwas zu zerbrechen, wenn sie sich einzugestehen hat, dass nicht die Verrücktheit eines Einzeltäters die Ursache eines „Amoklaufs“ ist, sondern eine angeblich bessere Welt, in der Migration für neue Vielfalt sorgt.

Zu dieser Vielfalt gehört aber nicht nur das Gute, das Bereichernde, sondern auch das Böse, das Verrückte. Würzburg und zahlreiche andere „Vorfälle“ sind dafür die Zeichen, auf die Deutschland keine Antwort findet. Die bestünde im Abschied von Illusionen.

Da der Vorwurf des Ressentiments schnell bei der Hand ist, vermeiden deutsche Politiker das Thema und überlassen es fatalerweise der AfD. Auch jetzt werden wieder Gefühle geschürt, die Radikalismus mit Radikalismus beantworten wollen.

Es ist zu befürchten, dass es wieder einmal dabei bleibt, diesen Weg aus gutem Grund zu verurteilen, ohne einen anderen zu weisen. Der müsste dafür sorgen, dass nicht nur extremistische Inländer durch ein breites politisches und gesellschaftliches Bündnis in ihre Schranken gewiesen werden, sondern auch „verrückte“ Ausländer.