Aquila
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„DER ENGEL VON AUSCHWITZ”: die ehrw. Dienerin Gottes Angela Maria vom Heiligsten Herzen Jesu Autsch († 23.12.1944)

Bildquelle: WOLL-Magazins

Die ehrwürdige Dienerin Gottes Angela Maria vom Heiligsten Herzen Jesu Autsch (geb. 26. 3. 1900 als Maria Cäcilia Autsch in Röllecken in Nordrhein-Westfalen) war das fünfte von sieben Kindern des Steinbrucharbeiters August und seiner Frau Amalie. Nach einer Lehre arbeitete sie als Verkäuferin. Sie musste „mit Schimpf und Schande“ ihren Heimatort verlassen, nachdem sich 1930 ihr Verlobter erhängt hatte. Im Jahr 1933 trat sie in Mötz in Tirol in den Trinitarierorden ein, wo sie als Erzieherin und Erntehelferin wirkte. ihre Aussage „Hitler ist eine Geißel für Europa“ wurde ihr zum Verhängnis, sie wurde denunziert (verfluchtes Denunziantentum!), wegen „Führerbeleidigung und Wehrkraftzersetzung“ verhaftet und kam ins KZ Ravensbrück. Dort half sie z.T. unter Lebensgefahr Gefangenen und bemühte sich um Erleichterung ihres schweren Lebens. Am 16. 8. 1942 wurde sie ins KZ Auschwitz in Polen eingeliefert, wo sie sich wieder mit viel Liebe anderer Häftlinge annahm; so wurde sie zum „Engel von Auschwitz“. Eine jüdische Ärztin schrieb, Angela Autsch habe gewirkt „wie ein Lächeln der Morgenröte, wie ein Strahl des Sonnenlichtes. Inmitten des fürchterlichen Elends entstand eine Insel der Zärtlichkeit.”
Im Oktober 1942 erkrankte sie an Flecktyphus, von dem sie sich nie mehr richtig erholte. Am 23. 12. 1944 starb sie im KZ Auschwitz an Herzversagen während eines Bombenangriffs der Alliierten.
Beten wir, dass Angela Maria bald seliggesprochen wird!

Im Dezember 1943 gelang es Sr. Angela Maria, mit Hilfe eines Aufsehers einen Brief an ihre Oberin aus dem KZ schmuggeln zu lassen.
Dieser ergreifende Brief lautet:
„Mein liebstes, bestes, teuerstes Mütterlein – meine lieben Mitschwestern, lieber Papa und Geschwister! Freue mich riesig, Euch schreiben zu können. … Der liebe und freundliche Absender [des Schreibens] ist 14 Tage in Mühlheim-Möhne in Urlaub, falls mein liebes Mütterlein etwas von ihm über mich erfragen möchte. Er war hier bei uns im Lazarett, und ich durfte für ihn etwas besorgen. Wie groß meine Freude war, als er sich als Sauerländer mir bekannt gab, könnt Ihr Euch wohl denken. Ach ja, mein liebes, schönes Sauerland – meine schöne Heimat, werde ich deinen Boden mal wieder betreten dürfen? Und meine zweite Heimat – mein schönes Tirol mit den Bergen so stolz, auch dich möchte ich (wenn es Gottes Wille ist) wiedersehen, möchte den Boden und die Schwelle unseres lieben Klosters küssen, hinaufstürmen in unser liebes, trautes Kapellchen, zu unserem lieben Herrn, der mich vor heute genau drei Jahren und vier Monaten von dannen schickte in eine mir fremde Welt; ob Er mich wieder nach dort, wo ich so manche süße Stunden in innigster Vereinigung mit Ihm verleben durfte, holt?
Ja, Erinnerung, süß-holde Erinnerung, was nützst du mir, was nützt all das Schmachten und Sehnen? Nur eines ist das echte Nützliche – das Leiden für und mit Ihm, dem Allmächtigen. Seine schützende Hand stand bis zur Stunde fühlbar über mir; ja, vertrauen wir Ihm blind, opfern wir alle unsere Tränen ungeweint Ihm auf. Fort mit aller Sentimentalität.
Außer den ersten drei Wochen im Anfang meiner Lagerzeit in Ravensbrück war ich Pflegerin im Krankenbau, in Auschwitz dann auch im Krankenbau Wirtschafterin etc., anschließend führte ich die im Krankenbau befindliche Diät- und Brotküche von bis zu 3000 Personen. Seit 15. Mai bin ich im SS-Lazarett. Habe alles genug – fehlt mir an nichts, bin in der Küche. Hier habe ich mich gut erholt, bin dick wie nie! Wie ist es denn mit unserem lieben, schönen Heim? Tragen meine lieben Mitschwestern noch die Ordenskleider? Gebe der lieben Gott uns doch bald den so heiß ersehnten Frieden. Waren bei Euch auch schon Bomben? Oder im Sauerland? Wenn aus einem Verwandtenkreis jemand sterben sollte, so bitte ich um klare Mitteilung, nur keine Schonung, bin hart und ertrage alles. Im Verein mit dem (schlafenden) Jesulein rufe ich Euch allen einen herzlichen Weihnachtsgruß entgegen. Gebenedeit sei die Stunde, in der uns das Jesulein geboren wurde. Steuern wir weiter dem Hafen entgegen, mit jedem Tag sind wir näher am Ziele. Einen innigen Friedenskuss, herzlichen Händedruck für alle, alle, bin ich in der Liebe Jesu immer Eure Tochter und Schwester Maria.


Hauptquelle: Ökumenisches Heiligenlexikon