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Das Gebet sei ein »Schrei«, der sich nicht davor fürchte, »Gott zu belästigen«, sagt …

Messe des Papstes in Santa Marta
Der lästige Schrei
Das Gebet sei ein »Schrei«, der sich nicht davor fürchte, »Gott zu belästigen«, »Krach zu machen«, so, wie man beharrlich »an eine Tür klopft«. Das ist, Papst Franziskus zufolge, die Bedeutung des Gebets, das an den Herrn gerichtet wird, im Geist der Wahrheit und in der Gewissheit, dass er es auch wirklich erhören könne.
Der Papst thematisierte dies in der Messe, die er Freitag Vormittag, 6. Dezember, in der Kapelle von Santa Marta feierte. Unter Verweis auf die Schriftlesung aus dem 9. Kapitel des Matthäusevangeliums (27-31) lenkte der Papst die Aufmerksamkeit zunächst auf ein bestimmtes Wort aus der Schriftlesung, »das uns nachdenken lässt: den Schrei.« Die Blinden, die dem Herrn gefolgt seien, hätten geschrien, um geheilt zu werden. »»Auch jener Blinde am Ortseingang von Jericho schrie, und die Freunde des Herrn wollten ihn zum Schweigen bringen«, erinnerte der Heilige Vater. Aber dieser Mann »bittet den Herrn um eine Gnade, und er bittet um sie, indem er ruft«, als wolle er zu Jesus sagen: »Tu es endlich! Ich habe ein Anrecht darauf, dass du das tust!«
»Der Schrei«, so erläuterte der Papst, »ist hier ein Zeichen für das Gebet. Jesus selbst sagte, als er uns beten lehrte, man solle es so tun, wie ein lästiger Freund, der um Mitternacht ging, um ein Stück Brot und ein wenig Pasta für seine Gäste zu erbitten.« Oder »so vorzugehen, wie die Witwe mit dem korrupten Richter.« In der Essenz, so fuhr der Papst fort, »soll man es, so meine ich, so machen, dass man lästig wird. Ich weiß nicht, vielleicht klingt das nicht gut, aber beten heißt, Gott ein wenig lästig fallen, damit er uns erhört.« Und er führte aus, dass der Herr selbst das sagt, indem er anregt, man solle so beten »wie der Freund, der um Mitternacht kommt, wie die Witwe beim Richter.« Beten heiße folglich »die Augen auf sich lenken, das Herz Gottes auf uns aufmerksam zu machen.« Und das ist genau das, was auch die Aussätzigen aus der Bibel getan hätten, die sich Jesus genähert hätten, um ihm zu sagen: »Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde.« Und »sie tun das mit einer gewissen Sicherheit.«
»Und so«, bekräftigte der Papst, »lehrt uns Jesus beten.« Für gewöhnlich unterbreiteten wir dem Herrn unsere Bitte »ein-, zwei- oder dreimal, aber mit wenig Nachdruck: und dann werde ich es müde, darum zu bitten, und vergesse, weiter darum zu bitten.« Die Blinden hingegen, von denen Matthäus in der Schriftlesung berichte, »schrien und wurden nicht müde, zu schreien.« In der Tat, so fügte der Papst hinzu, »sagt Jesus zu uns: bittet! Aber er sagt auch zu uns: klopft an die Tür! Und wer an die Tür klopft, macht Lärm, stört, wird lästig.«
Genau »das sind die Worte, die Jesus benützt, um uns zu sagen, auf welche Weise wir beten sollen.« Aber das sei auch »die Art und Weise, wie die Bedürftigen beten, die uns in der Bibel begegnen.« Die Blinden etwa »fühlen sich so sicher, den Herrn um ihre Heilung bitten zu können«, dass sie der Herr fragt: »Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?« Und sie antworten: »Ja, Herr! Wir glauben! Wir sind gewiss!«
Das, so fuhr der Heilige Vater fort, seien die »beiden Verhaltensweisen« beim Gebet: »es ist bedürftig und gewiss.« Das Gebet »drückt immer ein Bedürfnis aus. Wenn wir um etwas bitten, dann ist das Gebet bedürftig: ich bedarf dessen, erhöre mich, Herr!« Überdies »ist es gewiss, wenn es wahr ist: erhöre mich, ich glaube, dass du es tun kannst, denn du hast es mir verheißen!« In der Tat, so erläuterte der Papst, »gründet das wahre Gebet des Christen auf Gottes Verheißung. Er hat es verheißen.«
Der Papst verwies anschließend auf die erste Schriftlesung zum Tage (Jesaja 29, 17-21), die das Heilsversprechen Gottes an sein Volk enthält: »An jenem Tag hören alle, die taub sind, sogar Worte, die nur geschrieben sind, und die Augen der Blinden sehen selbst im Dunkeln und Finstern.« Diese Bibelstelle, so bekräftigte der Papst, »ist eine Verheißung. All das ist eine Verheißung, die Verheißung des Heils: ich werde bei dir sein, ich werde dir das Heil schenken!« Und genau »mit dieser Gewissheit« ist es, dass »wir dem Herrn sagen, wessen wir bedürfen. Aber in der Gewissheit, dass er es tun kann.«
Im übrigen ist es, wenn wir beten, der Herr selbst, der uns fragt: »Glaubst du, dass ich dir helfen kann?« Die Antwort laute, dass »er es tun kann«, auch wenn »wir nicht wissen, wann und wie er es tun wird.« Genau »das ist die Gewissheit des Gebets.«
Was schließlich das spezifische »Bedürfnis« anbelangt, das unserem Gebet zugrunde liegt, so müsse man es »dem Herrn wahrheitsgetreu« vortragen: »ich bin blind, Herr, ich habe dieses Bedürfnis, ich habe diese Krankheit, ich habe diese Schuld, ich leide diese Schmerzen.« So dass er »das Bedürfnis spürt, aber auch spürt, dass wir mit Gewissheit um sein Eingreifen bitten.«
Abschließend betonte Papst Franziskus die Notwendigkeit darüber nachzudenken, »ob unser Gebet wirklich bedürftig und gewiss ist«: sie sei »bedürftig, weil wir uns selbst die Wahrheit eingestehen«, und sie sei »gewiss, weil wir glauben, dass der Herr das tun kann, worum wir bitten.«

7. Dezember 2013

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