Thomas Seiler
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Die katholische Schöpfungslehre

Welche wichtige Rolle die Schöpfungslehre für den christlichen Glauben einnimmt, unterstrich der damalige Kardinal Ratzinger in einem Beitrag des Osservatore Romano vom 11. Juli 1989, wo er sagte:

„Der Hauptgrund für die Glaubenskrise ist das fast vollständige Verschwinden der Schöpfungslehre aus der Theologie”.

Ähnlich bedeutungsvoll sind die Worte aus seiner ersten Predigt als Papst Benedikt XVI:

„Wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution. Jeder von uns ist Frucht eines Gedankens Gottes.”

Hierin widerspricht er direkt dem geistigen Fundament, auf dem die westliche Kultur aufgebaut ist und von dem ihre Universitäten, Bücher, Filme und Zeitungen weitgehend geprägt sind.

Dass der Mensch nicht vom Affen stammt, sondern durch übernatürliches Handeln Gottes ohne Evolution erschaffen wurde, ist keine moderne Erfindung aus Amerika sondern 2000-jährige christliche Tradition. Die folgenden Worte des heiligen Kirchenvaters und Kirchenlehrers Basilius des Großen (4. Jhdt.) schließen jegliche Form von Evolution aus, da sie bestätigen, dass Adam nicht geboren wurde, auch nicht von einem Tier:

„Und weil alle existierenden Dinge einen Ursprung haben, der später ist als der der Zeit, waren auch ihre Ursachen, in ihrer Reihenfolge, einmal nicht existent, geboren von Dingen, die einmal nicht waren. Selbst Adam, der erste Vater der menschlichen Rasse, wurde aus der Erde geformt, die aus nichts gemacht wurde, und nach der Zeit, das heißt, nach dem Himmel und der Erde, dem Tag und der Sonne, dem Mond und den Sternen, und er hatte keinen ersten Anfang im geboren werden, und begann zu sein als er einmal nicht gewesen war.” [1]

Ein weiteres Beispiel für die ununterbrochene katholische Lehre der Schöpfung ohne Evolution - ohne Geburt des ersten Menschen von einem affenähnlichen Vorfahren - sind die Worte des heiligen Kirchenvaters und Kirchenlehrers Gregor von Nazianz (4. Jhdt.):

„...Adam und Seth..., da der erstere nicht von Fleisch geboren wurde (denn er wurde erschaffen), aber der letztere von Adam und Eva geboren wurde.” [2]

Dass Papst Pius XII in seiner Enzyklika Humani Generis bezüglich der Evolutionsfrage naturkundliche und theologische Untersuchungen über den menschlichen Körper gestattet hat, beinhaltet kein Einverständnis mit der weit verbreiteten Sichtweise, dass es mit dem Christentum vereinbar wäre, wenn der menschliche Leib Produkt von natürlichen Prozessen wäre. Ähnlich bedeutete auch die Erlaubnis von Paul VI, über die Verhütungsmittel fachlich zu diskutieren, kein Einverständnis mit denselben. Pius XII hatte zudem nur gestattet, zu untersuchen, ob der menschliche Leib von anderer belebter Materie kommen könnte. Er sagte nicht, evolviert sein könnte. Er, der in diesem Abschnitt zu größter Vorsicht mahnt, scheint also die Diskussion darüber zu erlauben, ob Gott statt aus Lehm den Menschen auch aus einer anderen Materie geformt haben könnte. Diese Spekulation ist aber etwas anderes als die Evolutionstheorie.

Bei der Evolutionstheorie geht es um relativ einfache Dinge. Die für sie aufgeführten Argumente können auch ohne biologisches Fachwissen verstanden und widerlegt werden. Wenn jemand wirklich sagen könnte, dass er zu dieser Theorie als Nicht-Naturwissenschaftler schweigen müsste, dann müsste er auch zur Frage schweigen, ob sie mit dem Glauben vereinbar wäre. Denn damit behauptet er ja, dass er gar nicht erfassen könne, um was es hierbei eigentlich geht.

Die Unvereinbarkeit der Evolutionstheorie mit dem Christentum hat der Nicht-Naturwissenschaftler Johannes Paul II in einer Generalaudienz 1986 hervorgehoben:

„Es ist klar, dass die Glaubenswahrheit über die Schöpfung den Theorien der materialistischen Philosophie radikal entgegengesetzt ist. Diese Theorien sehen den Kosmos als das Ergebnis einer Evolution der Materie, die ausschließlich auf Zufall und Notwendigkeit zurückzuführen ist“

Andere Arten von Evolutionslehren als die von Zufall und Notwendigkeit sind weder Gegenstand der naturwissenschaftlichen Diskussion noch gibt es für etwas derartiges Belege in Schrift und Tradition.

In der nicht-evolutionistischen Interpretation der Genesis stimmen alle Kirchenväter-Äußerungen überein. Gemäß dem Konzil von Trient und dem ersten Vatikanum darf niemand die Heilige Schrift „im Gegensatz zur einmütigen Übereinstimmung der Väter“ [3] interpretieren.

Die Entstehung des menschlichen Leibes durch Evolution, also geschöpfliche Kräfte, aus einem affenähnlichen Vorfahren stünde z. B. auch dem Wort des heiligen Kirchenvaters Augustinus entgegen:

„Der Mensch ist so nach dem Bilde Gottes, dass er ohne Vermittlung eines Geschöpfes von Gott gebildet wurde“ [4].

Und der heilige Kirchenlehrer Thomas von Aquin schließt die Entstehung der Körper durch Zuhilfenahme materieller Prozesse ("Schöpfung durch Evolution") mit diesen Worten aus:

„So ist es deshalb unmöglich für irgendein Geschöpf, zu erschaffen, weder aus seiner Kraft noch als Hilfsmittel – das heißt, unterstützend.“ [5]

Und an anderer Stelle, wo er die Möglichkeit der Leiberschaffung durch Mithilfe der Engel diskutiert::

„...der Leib des ersten Menschen konnte nur unmittelbar von Gott selbst gebildet werden“ [6].

Auch diese Aussage schließt eine evolutionäre Abstammung des Menschen von einem affenähnlichen Tier aus.

Ebenfalls sei an das entschlossene Auftreten der nordwestdeutschen Bischöfe erinnert, die sofort nach Erscheinen von Darwins Werk (1859) erkannten, dass die Evolutionstheorie nicht mit dem Christentum vereinbar ist. In eindeutigen Worten schloss das Provinzial-Konzil zu Köln bereits 1860 die Evolution auch des menschlichen Leibes aus:

„Unsere ersten Eltern wurden unmittelbar von Gott erschaffen. Deshalb erklären wir, dass die Meinung derjenigen, die nicht davor zurückschrecken, zu erklären, dass dieser Mensch, was seinen Körper betrifft, letztendlich aus der spontanen kontinuierlichen Umwandlung unvollkommener Natur zur vollkommeneren hervorging, klar der Heiligen Schrift und dem Glauben entgegengesetzt ist.“

Diese wegweisenden Worte von vermutlich mehrheitlich Nicht-Naturwissenschaftlern sind ein großes Geschenk Gottes für die Welt, die durch die Evolutionstheorie Glaube und Wissenschaft verloren hat.

Weitere Zitate von Kirchenvätern, -lehrern und Konzilien sowie naturwissenschaftliche Belege zur Ursprünglichkeit der Arten unter www.katholische-schoepfungslehre.de.

[1] Heiliger Basilius der Große, Über die Dreieinigkeit, Par. 16, entnommen aus der Po-Life Library, (Font Royal, VA: Human Life International, 2000). CD-ROM.
[2] Heiliger Gregor von Nazianz, Oration 39, #12, entnommen aus www.newadvent.org (03.09.3010).

[3] 1. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über den katholischen Glauben, Kapitel 2 (DS, 1788).
[4] Migne, Patrologiae cursus completus, series Latina, accurante F. P. Migne, Paris.
[5] Summa Theologica I, Q. 45, A. 5.
[6] Summa Theologica 7, Q. 91, A. 2.