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Papst-Berichterstattung nähert sich subtiler Meinungsdiktatur.

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KATH.NET-Interview mit Peter Seewald zum Papstbesuch: Verfälschung und Unterdrückung von Nachrichten werden als Normalität hingenommen - Dass die Gegner ihm nicht das Wasser reichen können, macht sie doppelt aggressiv

München (kath.net/rn/ps)
KATH.NET: Diese Woche kommt Papst Benedikt. Es gibt Jubel und Proteste. Was sagen Sie dazu?

Seewald: Am Papst scheiden sich die Geister, er ist gewissermaßen das Zeichen, dem widersprochen wird. Die einen versuchen es mit Verschweigen, die anderen springen albern herum wie Rumpelstilzchen. Viele ahnen gar nicht, welche Dürftigkeit sie damit enthüllen. Enttäuschend ist, dass protestantische Medien, die doch pausenlos Brüderlichkeit einfordern, als Willkommensgruß Gift und Galle spucken.

Aber auch die katholische Nomenklatura hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Das Meeting im Berliner Olympiastadion musste ja von der Basis durch massenhafte Anmeldungen regelrecht erzwungen werden.

Der Papst ist eine Provokation für den Lifestyle. Es ist so, als ob man einen Spiegel vorgehalten bekommt. Das ist nicht immer angenehm. Für andere ist der Papst das letzte Feindbild, das ihnen geblieben ist. Sie meinen, hier wirklich eine Art Feind des Fortschritts zu erkennen.

Dass die Gegner ihm nicht das Wasser reichen können, macht sie doppelt aggressiv. Sie bauen einen Popanz, ein Falschbild auf, es muss ein imaginärer, „gefährlicher“ Feind herhalten, um eine kriegerische Polemik und offene Demagogie zu rechtfertigen. Hier zeigt sich dann auch die „Toleranz“ der Toleranten, die für sich alle Freiheiten einfordern, aber jegliche Toleranz verweigern, wenn es um Dinge geht, die ihnen nicht in den Kram passen. Die „bunte Republik“ wird ziemlich hässlich, wenn es um den Vertreter der katholischen Glaubensgemeinschaft geht. Letztendlich kommt solche Raserei und Volksverdummung dem Papst zugute.

KATH.NET: Was erhoffen Sie sich vom Papstbesuch?

Seewald: Der Besuch des Vicarius Christi ist die Chance, Menschen aufzurütteln. Benedikt XVI. ist nicht nur ein brillanter Denker, sondern vor allem auch ein Hirte, der die Menschen liebt; einer, der aus dieser Liebe und aus Sorge um die Zukunft heraus Hilfestellung gibt. Christus hat diesen Schlüsselmann, der kein Machthaber sein soll, sondern ein Diener der Diener und Lehrer der Völker, eingesetzt bis ans Ende der Zeit. Jedem seiner Nachfolger ist ein besonderes Charisma zugesagt. Bis heute ist er der Hüter der Geheimnisse, der wahre Aufklärer, der Brückenbauer, der nicht nur Brücken zwischen den Völkern, sondern auch zwischen Mensch und Gott, zwischen Himmel und Erde baut. Benedikt XVI. ist kein Dunkelmann, sondern jemand, der Licht in die Finsternis bringt. So gesehen wird der Besuch die Zeichen der Zeit deuten und wichtige Impulse geben.

KATH.NET: Warum ist eine Deutschland-Reise anders als andere Papstreisen oder ist sie überhaupt anders?

Seewald: Deutschland ist ein schwieriges Terrain. Aus unserer besonderen Geschichte heraus fehlt es an Identität. Wir wissen nicht, woher wir kommen, wer wir sind. Die Gretchenfrage aus Goethes „Faust – „Wie hältst du’s mit der Religion?“ – war einmal die Wesens- und Schicksalsfrage dieser Nation. Da war für fast tausend Jahre lang das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das Europa Gestalt gab. Da war der Aufbruch deutscher Städte, die sich um Kathedralen gruppierten; die ersten Universitäten, die das wissenschaftliche Zeitalter vorbereiteten; ein jüdisch-christliches Bürgertum, das der europäischen Kultur zentrale Impulse gab. Da war aber auch die Kirchenspaltung, die von deutschem Boden aus die lateinische Welt in zwei Teile riss. Und nicht zuletzt ein diabolisches Regime, das den größten Weltbrand aller Zeiten und den Holocaust entfachte. Inzwischen ist eine heidnische Kultur im Begriff, in allen Bereichen des Lebens dominant zu werden. Für den Glauben ist das dann auch eine Zeit der Prüfung.

Den ersten offiziellen Besuch in seinem Heimatland nimmt dieser Nachfolger Petri ganz besonders wichtig. Wir sind nicht mehr in der Frühphase des Pontifikates. Ich glaube, wir haben bedeutsame Reden zu erwarten. Vielleicht sogar so etwas wie ein Testament Benedikts, eine Hinterlassenschaft für seine Landsleute.

KATH.NET: Wie sollen Katholiken mit den Kritikern umgehen?

Seewald: Niemand muss dem Papst zujubeln. Niemand wird gezwungen, seine Positionen zu teilen. Aber man sollte mit der Kritik wenigstens ein Mindestmaß an Intelligenz an den Tag legen. Christus hat Apostel berufen, keine Apostelinnen. Die katholische Kirche hält sich daran. Das ist alles. Gleichzeitig definiert sie sich als vornehmlich weiblich. Sie macht eine Frau, Maria, zu ihrer Patronin. Was ist daran frauenfeindlich?

Und was eigentlich bedeutet „vormodern“? Ist es „vormodern“, wenn eine Kirche nicht müde wird, darauf hinzuweisen, dass wir Dinge tun, wie man besser nicht tun sollte? Dass es insbesondere nicht gelingen kann, ein System zu bauen, das gegen das Grund-System steht, nämlich der Ordnung, auf der diese Schöpfung errichtet ist? Die nicht müde wird, Gleichheit, Solidarität, Gerechtigkeit, Friede und Liebe einzufordern? Niemand anderer als der Papst ist es doch, der die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich geißelt, die verheerenden Kriege des Westens, die Verelendung der armen Länder. Aber eben auch das Unrecht, das an den Menschen geschieht, die gar nicht erst auf die Welt kommen dürfen. Wie „modern“ ist ein kapitalistisches Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, von dem wir nicht wissen, ob es im Moment gerade implodiert oder explodiert? Wie „modern“ ist eine Philosophie der „Aufklärung“, von der Adorno und Horkheimer in ihrer vernichtenden Kritik sagten, sie strahle „im Zeichen triumphalen Unheils“. Weil sie den Menschen aus der Einbettung aus den gewachsenen Bindungen löste, sich selbst absolut setzte und nur noch ihrem eigenem rationalen Kalkül folgte. Sind „modern“ politische Theorien und Experimente, die im 20. Jahrhundert auf dramatische Weise gescheitert sind, unter ungeheuren Menschenopfern? Oder: Ist es wirklich modern, wenn wir heute in einer Art kultureller Degeneration einen Lebensstil entwickeln, der eher an eine neue Barbarei als an Fortschritt denken lässt?

KATH.NET: Papst Benedikt erscheint in einer Gesellschaft ohne Gott als großes Kontrastsymbol.

Seewald: Tja, eben, das dachten wir einmal, das war der Traum. Und plötzlich mussten wir beobachten, dass mit dem Verschwinden des Glaubens und der Kirche, unserer Bildung und Bindung, der Grundwasserspiegel unserer Kultur immer stärker zu sinken begann. Heute ist daraus ein bedrohlicher Zustand geworden. Wir sind gewissermaßen geistlich am Verdursten. In der Bayerischen Verfassung steht noch: „Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem ein Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott ... geführt hat,... gibt sich das Bayerische Volk... nachstehende demokratische Verfassung.“ Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist in der Präambel die „Verantwortung vor Gott“ eingeschrieben. Man hatte noch vor Augen, welche Katastrophe ein gottloses Regime anrichten kann. „Gott ist tot“, heißt es dagegen heute bei spiegel-online, „kein Grund, Trübsal zu blasen.“ Und so geht es dann also weiter, das billige Narrenspiel, die enthemmte Begierde, der Tanz auf dem Vulkan, mit der neuen und von den Hohepriestern in den Medien so bejubelten „Religion der Zivilgesellschaft“, einer wilden Mischung aus Konsumismus, Kapitalanbetung, Ego-Trips und Wellness. Christentum sei gefährlich, flüstert man uns zu. Warum fragt niemand, wie gefährlich Atheismus ist? Haben wir nicht gerade ein sehr gottfernes Jahrhundert hinter uns? Ein Jahrhundert, das der amerikanische Schriftsteller Louis Begley „ein satanisches Requiem“ nannte?
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Christlicher Glaube hat mit Kultur zu tun, mit Recht, mit unserem Sozialgefüge, mit dem richtigen Umgang mit Mensch und Natur. Es hat zu tun mit ganzheitlichem Leben. Mit Glück, tiefer Freude und Erfüllung. Und mit Denken. Und wir sehen ja gerade, wie ganze Gesellschaften, wenn sie auf diese Dimension verzichten, regelrecht verdummen.

Unsere Gesellschaft kann sich großer Errungenschaften freuen. Vieles davon möchten wir nicht mehr missen. Wir können uns großartige Dinge leisten. Aber sind wir wirklich so viel freier und selbstbestimmter geworden? Einst war die Freiheit vor Gott die Gewähr für die Individualität und die Würde des Einzelnen. Heute erleben wir, dass der Einzelne wie kaum zuvor gegängelt, fremdbestimmt, überwacht, als Datenträger missbraucht und durch das Diktat der Moden gesteuert wird.

Und das Glück? Ja, wir suchen es sehnlichst. Wir jagen ihm nach. Jeder Rattenfänger kann mit uns beste Geschäfte machen. Und doch können wir es nicht finden, dieses Glück. Denn das, was wir finden, scheint immer nur kurzfristig zu befriedigen. Und so ist es wohl kaum Zufall, dass wir immer häufiger von Depression, Burnout und anderen psychosomatischen Krankheiten sprechen, die das Ausmaß von Epidemien annehmen.

KATH.NET: In der deutschsprachigen Kirche gibt es seit Monaten und Jahren Grabenkämpfe zwischen verschiedenen Gruppen. Bringt uns dies weiter und wo steht ein Peter Seewald?

Seewald: Manchmal ist es wichtig, gegen Strukturen zu kämpfen, und manchmal ist es wichtig, für Strukturen zu kämpfen. Wenn alle das Gesetz brechen, ist der letzte Gesetzestreue womöglich ein Revolutionär, mit Sicherheit ein Outsider, der sich einem gefährlichen Mainstream entgegenstellt. Fortschrittlich ist heute, für eine Gesellschaft zu kämpfen, die sich weiterentwickeln, die wirklich überleben kann. Die nicht blind experimentiert, sondern aus der Erfahrung schöpft, um eine Zukunft für die nächste Generation zu sichern, ihr eine Mitgift zu geben, alles, was man braucht. Dazu gehört eben auch das nötige geistliche Rüstzeug, das Erlernen …