Nachrichten
3,1 Tsd.

Kirchenkrise: Lage des wissenschaftlichen Theologen-Nachwuchses

(gloria.tv/ dbk.de) Heute publizierte die deutsche Bischofskonferenz eine Pressemitteilung mit zentralen Ergebnissen einer Studie des Oswald von Nell-Breuning-Instituts über die Lage des wissenschaftlichen Nachwuchses in der katholischen Theologie.

1. In Deutschland gibt es zurzeit 20 Katholisch-Theologische Fakultäten und 34 nichtfakultäre Einrichtungen (Lehrerbildungsstätten) mit insgesamt 365,5 Professuren, an denen Katholische Theologie auf universitärem Niveau gelehrt.

Damit ist die Katholische Theologie nach wie vor breit in der deutschen Hochschullandschaft vertreten. In den letzten Jahren sind zwei Fakultäten (Bamberg und Passau) zu Instituten umgewandelt worden, bei einer weiteren Fakultät (Benediktbeuern) läuft der theologische Lehrbetrieb im Jahr 2013 aus. Vor allem bei den Katholisch- Theologischen Fakultäten an den staatlichen Universitäten zeichnet sich ein erheblicher Substanzverlust ab: Heute gibt es hier 19% weniger Professuren als vor fünf Jahren.

Noch ausgeprägter war an diesen Fakultäten der Rückbau des Akademischen Mittelbaus: Hier sind die haushaltsfinanzierten Stellen in den letzten fünf Jahren um 20% auf ca. 150 Stellen gesunken. Da die Zahl der Professuren in der Lehrerausbildung dagegen vergleichsweise stabil ist (begrenzter Zuwachs von 9 Professuren), verschieben sich derzeit die Gewichte zwischen den Fakultäten und den nichtfakultären Einrichtungen.

Zu den Ursachen dieser Entwicklung gehören der starke Rückgang der Studierenden im Vollstudium (in 15 Jahren auf rund 2.200 etwa halbiert) und die hohen Zuwächse bei den anderen Studierenden der Katholischen Theologie (in 15 Jahren um etwa 20% auf ca. 15.300 gewachsen).

2. Die Zahlen der abgeschlossenen Promotionen und Habilitationen sind gegenüber der letzten Erhebung (aus dem Jahr 2006) um etwa ein Fünftel auf knapp 100 Promotionen und knapp 20 Habilitationen pro Jahr zurückgegangen.

Der Rückgang fällt bei den laufenden Habilitationsprojekten geringer aus, während die Fakultäten und nichtfakultären Einrichtungen mit derzeit 1.123 laufenden Promotionsprojekten 2011 sogar gut 100 Projekte mehr meldeten als vor fünf Jahren. Relativ konstant sind die Zahlen der Promotions- und Habilitationsprojekte von Welt- und Ordenspriestern. Unter den Habilitierten sinken die Anteile einerseits der Frauen, andererseits der Priester jeweils auf etwa ein Fünftel.

Besonders wenige Doktorarbeiten werden in dem Fach Alte Kirchengeschichte/Patrologie geschrieben (nur 2-3 Promotionen pro Jahr).

3. Die Zahl der Welt- und Ordenspriester, die in Deutschland Professoren der Katholischen Theologie sind, ist gegenüber 2006 um 11% auf 136 zurückgegangen.

Ihr Anteil an der Professorenschaft der Fakultäten ist in den letzten fünf Jahren in etwa konstant geblieben; bei den staatlichen Fakultäten beträgt er ca. 40%, bei den kirchlichen Fakultäten etwa zwei Drittel. An allen untersuchten Studieneinrichtungen waren 42 Professorinnen tätig. Ihr Anteil an der Professorenschaft in der Katholischen Theologie liegt damit bei 13%, während er im Durchschnitt aller Fächer 18% beträgt.

4. Die voraussichtliche Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Katholischen Theologie zeigt sich, wenn man für die nächsten fünf Jahre die habilitierten Theologen den Emeritierungen gegenüberstellt.

In einigen Fällen sind erhebliche Engpässe zu erwarten, z.B. bei der Besetzung moraltheologischer Lehrstühle und bei Bemühungen, den Anteil der Priester an der Professorenschaft der Fakultäten konstant zu halten. In diesen beiden Fällen liegt das Verhältnis der entsprechenden Bewerber zu den frei werdenden Stellen bei etwa 1:1.

Insgesamt dürften auf jede frei werdende Professur durchschnittlich drei bis vier habilitierte Theologen kommen. Dieses Verhältnis ist zwar geringfügig besser als 2006, als es noch bei gut 2 potentiellen Bewerbern lag, aber nach wie vor niedrig.