Abendmahls-Blasphemie im Würzburger Dommuseum
(gloria.tv/ POW) Alte und Junge, Frauen und Männer, Bekleidete und Unbekleidete, Hoffnungsfrohe und Hoffnungslose sind rund um den Tisch versammelt. An der zentralen Stelle in der Mitte scheint noch Platz zu sein. Zumindest so lange, bis sich ein Besucher der Installation „Abendmahl und zwölf Begleiter“ von Henning von Gierke auf die Bank in dem kleinen Raum des Würzburger Museums am Dom setzt. Mit Verzögerung von einigen Sekunden erscheint dann sein Konterfei an dieser Stelle, von einem Projektor dorthin geworfen.
„Das Thema Abendmahl ist im Museum am Dom schon in vielfältiger Weise aufgegriffen. Nicht immer in der Art und Weise, wie manche es mit dem Begriff assoziieren, also als Darstellung Jesu von Nazareth mit den Jüngern im Abendmahlssaal“, betonte Dr. Jürgen Lenssen, Bau- und Kunstreferent des Bistums Würzburg am Mittwoch, 29. Februar, bei der Vorstellung der Installation. Allen gezeigten Darstellungen sei gemein, dass sie die Fragen aufwerfen: Was erwarte ich? Was sehe ich? Gierkes Werk zeichne sich dadurch aus, dass es die Bipolarität menschlicher Existenz deutlich mache. So verdeutliche die Nacktheit einiger der Dargestellten beispielsweise, dass der Mensch verletzlich sei. „Letztlich stellt auch dieses Werk existentielle Fragen, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Ausstellung ziehen: Wer bin ich? Woraus lebe ich? Worauf hoffe ich?“, sagte Lenssen. Wer den von Gierkes Werk gestalteten Raum betrete, werde hinein genommen in die Bühne des Lebens und müsse seinen Platz finden. „Abendmahl ist für mich überall da, wo Feier des Lebens geschieht.“
Als „Liebeserklärung an das Leben“ will Gierke selbst sein Werk verstanden wissen, das jetzt dauerhaft in Würzburg einen Platz gefunden hat. Er sei „hoch zufrieden“ mit dem Raum, den die Installation hier bekommen habe. Die Personen, die er um den Tisch gemalt hat, seien Menschen aus seinem engsten Umfeld: Neben Frau, Sohn, Tochter und seiner Mutter sind unter anderem auch zwei Freunde sowie er selbst zu finden. Flankierend findet sich – neben dem zentralen, interaktiven Triptychon mit Tisch und Spiegel davor – eine Reihe von zwölf kleinen Gemälden, die erläuternd wirken. Gierke hat sie mit Schlagwörtern wie „opfern“, „empfangen“ oder „Brotbrechen“ betitelt und greift darin zum Teil Details des großen Gemäldes auf.
Das Bild „opfern“ zeigt Gierkes Sohn nackt, dem Hände und Füße zusammengebunden sind, und weckt Erinnerungen an die alttestamentlich Aufforderung Gottes an Abraham, seinen Sohn Isaak darzubringen. „In meiner Bildsprache baue ich auf den Humus auf, den Leonardo, Michelangelo oder auch Vermeer in ihrer jeweils typischen Weise geschaffen haben“, sagte Gierke. Seine Gemälde seien in Ölharz auf Leinwand geschaffen und hielten mindestens 500 Jahre, bei „guter und fachmännischer Pflege vielleicht sogar 1000.“ Wegen der verwendeten Kamera gebe es auf die Installation aber nur zwei Jahre Garantie, erklärte Gierke schmunzelnd. Das Brot müsse vielleicht schon früher erneuert werden.
Henning von Gierke wurde 1947 in Karlsruhe geboren. Der Autodidakt begann nach dem Abitur im Jahr 1969 mit seiner Tätigkeit als Maler und Ausstatter für Film und Bühne. Außerdem schuf er seit Mitte der 1980er Jahre für das Musiktheater Kostüme, Bühnenbilder und eigene Inszenierungen. Seit 2005 lehrt Gierke an der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und ist Mitglied der deutschen Filmakademie. Er ist mit der Fotokünstlerin Isabella Berr liiert, mit der er eine Tochter und einen Sohn hat, und lebt in München und Ried.
„Das Thema Abendmahl ist im Museum am Dom schon in vielfältiger Weise aufgegriffen. Nicht immer in der Art und Weise, wie manche es mit dem Begriff assoziieren, also als Darstellung Jesu von Nazareth mit den Jüngern im Abendmahlssaal“, betonte Dr. Jürgen Lenssen, Bau- und Kunstreferent des Bistums Würzburg am Mittwoch, 29. Februar, bei der Vorstellung der Installation. Allen gezeigten Darstellungen sei gemein, dass sie die Fragen aufwerfen: Was erwarte ich? Was sehe ich? Gierkes Werk zeichne sich dadurch aus, dass es die Bipolarität menschlicher Existenz deutlich mache. So verdeutliche die Nacktheit einiger der Dargestellten beispielsweise, dass der Mensch verletzlich sei. „Letztlich stellt auch dieses Werk existentielle Fragen, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Ausstellung ziehen: Wer bin ich? Woraus lebe ich? Worauf hoffe ich?“, sagte Lenssen. Wer den von Gierkes Werk gestalteten Raum betrete, werde hinein genommen in die Bühne des Lebens und müsse seinen Platz finden. „Abendmahl ist für mich überall da, wo Feier des Lebens geschieht.“
Als „Liebeserklärung an das Leben“ will Gierke selbst sein Werk verstanden wissen, das jetzt dauerhaft in Würzburg einen Platz gefunden hat. Er sei „hoch zufrieden“ mit dem Raum, den die Installation hier bekommen habe. Die Personen, die er um den Tisch gemalt hat, seien Menschen aus seinem engsten Umfeld: Neben Frau, Sohn, Tochter und seiner Mutter sind unter anderem auch zwei Freunde sowie er selbst zu finden. Flankierend findet sich – neben dem zentralen, interaktiven Triptychon mit Tisch und Spiegel davor – eine Reihe von zwölf kleinen Gemälden, die erläuternd wirken. Gierke hat sie mit Schlagwörtern wie „opfern“, „empfangen“ oder „Brotbrechen“ betitelt und greift darin zum Teil Details des großen Gemäldes auf.
Das Bild „opfern“ zeigt Gierkes Sohn nackt, dem Hände und Füße zusammengebunden sind, und weckt Erinnerungen an die alttestamentlich Aufforderung Gottes an Abraham, seinen Sohn Isaak darzubringen. „In meiner Bildsprache baue ich auf den Humus auf, den Leonardo, Michelangelo oder auch Vermeer in ihrer jeweils typischen Weise geschaffen haben“, sagte Gierke. Seine Gemälde seien in Ölharz auf Leinwand geschaffen und hielten mindestens 500 Jahre, bei „guter und fachmännischer Pflege vielleicht sogar 1000.“ Wegen der verwendeten Kamera gebe es auf die Installation aber nur zwei Jahre Garantie, erklärte Gierke schmunzelnd. Das Brot müsse vielleicht schon früher erneuert werden.
Henning von Gierke wurde 1947 in Karlsruhe geboren. Der Autodidakt begann nach dem Abitur im Jahr 1969 mit seiner Tätigkeit als Maler und Ausstatter für Film und Bühne. Außerdem schuf er seit Mitte der 1980er Jahre für das Musiktheater Kostüme, Bühnenbilder und eigene Inszenierungen. Seit 2005 lehrt Gierke an der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und ist Mitglied der deutschen Filmakademie. Er ist mit der Fotokünstlerin Isabella Berr liiert, mit der er eine Tochter und einen Sohn hat, und lebt in München und Ried.