hünermann
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Gottes gerechter Zorn und die Bittage

"Um die Sünden des Volkes zu bestrafen, verhängte der allmächtige Gott Kriege und andere Unglücke und erweckte es so von seiner geistlichen Lethargie; auch durch den Schrecken von Erdbeben, Feuer und hungrigen wilden Tieren, die manchmal auf den Marktplätzen der Städte gesehen wurden. Diese Übel schrieben die Gottlosen dem blinden Zufall zu; die Religiösen und Klugen betrachteten sie als Zeichen des göttlichen Zorns, welche ihre völlige Zerstörung androhten. In Mitten dieser Geißeln empfing der Hl. Mammertus ein Zeichen der göttlichen Barmherzigkeit. Ein schreckliches Feuer ereignete sich in der Stadt von Vienne, welches die Bemühungen der Menschen zu Nichte machte; durch die Gebete des guten Bischofs ging das Feuer jedoch aus. Dieses Wunder drang tief in das Bewusstsein der Menschen ein. Der heilige Prälat nahm diese Gelegenheit zum Anlaß, sie auf die Notwendigkeit und Wirksamkeit von hingebungsvollem Gebet aufmerksam zu machen. Er fasste den frommen Plan ein jährliches Fasten und Gebet von drei Tagen einzuführen, an dem alle Gläubigen teilnehmen sollten, mit aufrichtiger Reue, um die göttliche Empörung zu befriedigen, durch Fasten und Gebet, Tränen und der Beichte der Sünden.
Die Kirche von Auvergne, deren Bischof der Hl. Sidonius war, nahm diese fromme Einrichtung noch vor dem Jahr 475 auf, und sie wurde schon bald eine allgemeine Praxis; der Hl. Mammertus starb etwa im Jahr 477."
(Quelle: Das Leben der Heiligen (Lives of the Saints) von Rev. Alban Butler)

"Frohen Herzens trug der Diakon den dreiarmigen Wachsstock durch die Domkirche von Vienne. «Lumen Christi!» sang er mit heller Stimme, als das dreifache Licht mit neugeweihter Flamme entzündet ward. Alles wurde neu in dieser Nacht, das Feuer, das Licht, das Wasser, die Herzen der Menschen, war es doch die hochheilige Nacht vor der Auferstehung unseres Herrn. Mit steilgefalteten Händen schritt der Bischof Mamertus hinter dem Lichtträger dem Hochchor zu. «Mach alles neu, Herr, in dieser heiligen Nacht», betete er inbrünstig, «und mach ein Ende der schweren Heimsuchung!» Wahrlich, Leid genug war über Südfrankreich in den letzten Jahren gekommen. Erdbeben hatten ganze Städte in Schutt und Asche geworfen und Tausende unter den Trümmern begraben. Furchtbare Gewitterregen verwüsteten die Saaten auf den Feldern und ließen Hungersnot und Elend allenthalben zurück. Seuchen folgten dem Hunger und häuften die Leichen zu Bergen. Wölfe und Hyänen schlichen sich bei Nacht in die Ortschaften, zerrissen grausam die Opfer der Pest, die tot auf den Straßen zusammengebrochen waren.
Gewiß war das Leid nicht unverschuldet gekommen. Ausschweifung und religiöse Gleichgültigkeit hatten Gottes Geißel herbeigerufen. Dennoch flehte der Bischof aus ganzem Herzen um Schonung für die ihm anvertraute Herde. Soeben war der feierliche Zug vor dem Hochaltar angelangt. Schon hatte der Diakon den herrlichen Hymnus zur Weihe der Osterkerze angestimmt, als plötzlich ein schriller Aufschrei alle zusammenfahren ließ. Dann aber bemächtigte sich ein ungeheurer Schrecken der Frommen. Helle Glut schien durch die niedrigen Fenster in die Kirche hinein. Man hörte schier das Prasseln der Flammen. «Das Rathaus brennt!» schrie irgend jemand. Alles drängte in wilder Hast dem Ausgang der Kirche zu, jeder von der Angst um den eigenen spärlichen Besitz getrieben, der ihm aus den Notjahren verblieben war.Das Rathaus loderte wie eine einzige furchtbare Fackel in den nächtlichen Himmel hinein. Funken stoben auf, schwirrten auf benachbarte Dächer nieder. Jeden Augenblick mußte das Feuer auf die übrigen Häuser am Markt übergreifen; schon leckte hie und da ein Flämmchen im Gebälk. Der Wind trieb den Funkenregen bis ins benachbarte Gassengewirr beim Marktplatz. Entsetzt rannten die Leute mit Eimern und Beilen der Brandstätte zu. Aber da gab es nicht mehr viel zu helfen. Das Rathaus war verloren. Man konnte nur daran denken, die übrigen Häuser zu schützen. Selbst das aber schien aussichtslos, denn überall begannen jetzt die hellen Flammen aus den Dachstühlen zu züngeln. Wilde Angst hatte alle gepackt. Gellendes Geschrei mischte sich in das Krachen der Balken und das Prasseln der Flammen, in deren Geleucht die angstverzerrten Gesichter entsetzlich anzusehen waren. In der gleichen Stunde kniete Bischof Mamertus vor dem Hochaltar und machte ein heiliges Gelöbnis. Während vom Marktplatz her das Angstgeschrei schaurig in die Stille der Kirche hallte und die Glut der Feuersbrunst unheimlich den Altar umspielte, gelobte der Bischof heilig, in Zukunft Jahr für Jahr an drei Tagen vor dem Fest Christi Himmelfahrt eine Buß- und Bittprozession durch die Straßen der Stadt abzuhalten, wenn Gott dem Feuer Einhalt gebiete. Plötzlich übertönte den Lärm, der von der Brandstätte herkam, ein Brausen und Rauschen. Ein furchtbarer Wolkenbruch ergoß sich vom Himmel, fuhr zischend in den lodernden Brand, löschte in wenigen Augenblicken die Rammen, die aus den Dächern der Häuser am Markt und dessen Seitengassen schlugen, dämmte selbst die Feuersbrunst am Rathaus ein. Da brach ein Schrei des Jubels aus tausend Kehlen zum Himmel auf. Lachend und weinend vor Glück sprangen die Leute wie närrisch in dem schäumenden klatschenden Regen herum, umarmten sich in toller Freude.« Wir wollen in die Kirche gehen!» rief irgendwo eine Stimme. Schon drängten sich die Gläubigen in hellen Scharen wieder durch das Kirchentor durch welches die Angst sie vor wenigen Minuten erst hinausgetrieben! Draußen sank das Feuer in Asche zusammen. Im Dom aber strahlte das herrliche Licht der Osterkerze auf, und das Alleluja klang so jauchzend wie nie zuvor. Von geringen Schäden abgesehen, war der ganzen Stadt kein Leid widerfahren. Nur das Rathaus war niedergebrannt. Die Leute von Vienne aber hielten das Gelübde, das der Bischof in jener Schreckensnacht vor dem Altar Gottes gemacht hatte. Alljährlich durchzog eine Bitt- und Bußprozession die Straßen der Stadt. Bald verbreitete sich die Sitte durch ganz Frankreich, bis sie Jahrhunderte später für die gesamte Kirche eingeführt wurde."
(Quelle: Der endlose Chor von Wilhelm Hünermann)

Dieses Jahr sind die Bittage vom 18.05. bis zum 20.05..
Eugenia-Sarto
Danke!
Mir vsjem
Die Woche der Bitttage wurde auch Kreuzwoche genannt und die Bittgänge Kreuzgänge. Obwohl diese drei heiligen Tage (Triduum) in die freudige Osterzeit fallen, wurden sie dennoch lange mit großer Bußstrenge begangen. Um den strafenden Arm Gottes zurückzuhalten, verordnete der heilige Bischof Mamertus, dass Klerus und Volk an diesen drei Tagen im Bußgewande und unter Bußgesängen alljährlich Bußgänge …Mehr
Die Woche der Bitttage wurde auch Kreuzwoche genannt und die Bittgänge Kreuzgänge. Obwohl diese drei heiligen Tage (Triduum) in die freudige Osterzeit fallen, wurden sie dennoch lange mit großer Bußstrenge begangen. Um den strafenden Arm Gottes zurückzuhalten, verordnete der heilige Bischof Mamertus, dass Klerus und Volk an diesen drei Tagen im Bußgewande und unter Bußgesängen alljährlich Bußgänge zu halten haben.
Der Hauptzweck der genannten Prozessionen war und ist, der Göttlichen Gerechtigkeit Sühne zu leisten, die Bitte um Abwendung von Drangsalen und Unglücksfällen (Krankheiten, Misswuchs, Hagel, Frost etc.), Bitte um Erntesegen, Danksagung für empfangene Wohltaten. Die liturgische Farbe der Umzüge und Messfeier ist violett, die Farbe der Buße und Trauer. Bittgebete, Flehrufe um Erbarmen und die Allerheiligenlitanei bildet ein Bestandteil der Bitttage.
Die Prozession am 25. April dagegen wurde von Papst Gregor dem Großen verordnet, der die Abwendung der verheerenden Pestseuche in Rom erflehte.

"Bittet, und ihr werdet empfangen, suchet, und ihr werdet finden; klopfet an und es wird euch aufgetan. Der jeder der bittet empfängt; wer sucht der findet; wer anklopft, dem wird aufgetan, alleluja"