Ursula Wegmann
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Muttergottes von Stalingrad

Muttergottes von Stalingrad
Die Mutter Gottes von Stalingrad
weilt heut bei den deutschen Soldaten.
Sie hat in der eisigen Winternacht
der russischen Steppe sich aufgemacht,
die Frau und die Mutter voll Gnaden.
Die Mutter Gottes von Stalingrad
besucht heut die Ärmsten der Armen.
Sie hocken in Trümmern in bitterster Not,
nur einer ist nahe, und das ist der Tod;
da will sich die Mutter erbarmen.
Die Mutter Gottes von Stalingrad
sie kommt durch die eisigen Winde
in Hütten und Höhlen, sie finden sich ein
und lässt sich dort nieder im kärglichen Schein,
die Frau mit dem himmlischen Kinde.
Die Mutter Gottes von Stalingrad
sitzt still bei den Jungen und Alten.
Und den Männern weiten die Augen sich gross,
sie schauen die Mutter, das Kind ihr im Schoss,
und sachte die Hände sich falten.
Die Mutter Gottes von Stalingrad
o hört doch, jetzt singt sie ganz leise!
Den Männern klingt es wie Heimat und Licht.
Da löst es sich heimlich im starren Gesicht.
O Wunder der Göttlichen Weise!
Die Mutter Gottes von Stalingrad
im weiten Gewande geborgen -
was seh’ ich! Jetzt breitet den Mantel sie aus!
Jetzt spricht sie: Kommt alle,
ich bring euch nach Haus,
ich will euch, die Mutter, versorgen!
Die Mutter Gottes von Stalingrad
jetzt legt sie auf alle die Hände.
Da stillt sich der Kummer,
das Leid und der Schmerz,
da füllt sich mit Frieden das einsamste Herz,
wird fröhlich und still bis ans Ende.
Die Mutter Gottes von Stalingrad
die weiß um unsägliche Schmerzen;
sie kennt allen Jammer, sie weiß alle Not,
und tausendmal, tausendmal litt sie den Tod,
sie trug doch ein Kind einst am Herzen!
Die Mutter Gottes von Stalingrad
so kam sie, die Mutter voll Gnaden,
zu den Ärmsten der Armen in heiliger Nacht,
weil die Mutter noch immer des Ärmsten gedacht,
sie kam zu den deutschen Soldaten.
Die Mutter Gottes von Stalingrad
aus Liebe vom Himmel entboten,
sie hat sie gesegnet in schauriger Welt,
in Gräbern und Gruben, im grausigen Feld,
die Lebenden und auch die Toten!

Am Heiligen Abend 1942 erschien die Muttergottes
den deutschen Soldaten im Kessel von Stalingrad.
Der Oberarzt Dr. Kurt Reuber zeichnete mit Kohle
auf der Rückseite einer grossen russischen Land-
karte ein Bild von dieser Muttergottes. Dr. Reuber
hat weitere Zeichnungen gemacht. Es existieren
auch ein paar Gedichte. Seit 1983 hängt die
Madonna von Stalingrad in der Berliner
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.
charlemagne
Unter den eingeschlossenen Truppen befand sich der evangelische Pastor und Arzt Dr. Kurt Reuber. Zum Weihnachtsfest malte er in Stalingrad für die verwundeten und sterbenden Soldaten auf die Rückseite einer russischen Landkarte die berühmte „Stalingradmadonna“. Sie ist dargestellt im Stil einer Schutzmantelmadonna und zeigt die Umschrift: „Weihnachten im Kessel Festung Stalingrad – Licht, Leben …Mehr
Unter den eingeschlossenen Truppen befand sich der evangelische Pastor und Arzt Dr. Kurt Reuber. Zum Weihnachtsfest malte er in Stalingrad für die verwundeten und sterbenden Soldaten auf die Rückseite einer russischen Landkarte die berühmte „Stalingradmadonna“. Sie ist dargestellt im Stil einer Schutzmantelmadonna und zeigt die Umschrift: „Weihnachten im Kessel Festung Stalingrad – Licht, Leben, Liebe“. Dieses Bild zog jeden Betrachter sofort in seinen Bann, denn es spiegelte die Sehnsucht jedes Soldaten, ja jedes Menschen in verzweifelter Lage. Zusammen mit einem Selbstbildnis Reubers und 150 weiteren Porträts gelangte das Bild mit einem der letzten Flugzeuge aus dem Kessel von Stalingrad zu Reubers Familie.
Reuber geriet kurz darauf in Kriegsgefangenschaft und kam in das Offizierslager Jelabuga. Dort malte er ein Jahr später zum Weihnachtsfest 1943 als Kopie der Stalingradmadonna die „Gefangenen-Madonna“. Es gelang, dieses Bild mit einem entlassenen Kriegsgefangenen nach Deutschland zu bringen. Gleichzeit mit dem Bild erreichte seine Familie die Nachricht, dass Kurt Reuber am 20. Januar 1944 nach schwerer Krankheit am Flecktyphus verstorben sei. Beide Bilder fanden als Kopien rasche Verbreitung und wurden zu Symbolen für das Schicksal der rund 300.000 Soldaten im Kessel von Stalingrad und von Millionen deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Von den wenigen Stalingradheimkehrern wurden sie wie Ikonen verehrt.
Gisela Mueller
Und die angegriffenen Russen hat sie nicht besucht?
Thorn Fuchs
DrMartinBachmaier
Interessant, wusste ich noch nicht.
Ursula Wegmann
Weckruf des Arztes von Stalingrad am Morgen seines Todes:
"Bete für meine Soldaten!"
Carlus
Das ist der Offizier und Maler des Bildes in einem Selbstbildnis
Carlus
Ursula Wegmann
Danke für die sehr hilfreichen Einsätze! @charlemagne, @Carlus, @Thorn Fuchs